KAIRO/BELGRAD, 29. September (AFP) - Nach zehn Tagen in der Hand von Geiselnehmern sind die in Ägypten entführten europäischen Touristen in einer militärischen Kommandoaktion befreit worden. Ägyptische Spezialtruppen einer Eliteeinheit hätten die 19 Geiseln, darunter fünf Deutsche, am Montag aus einem Lager im Tschad nahe der sudanesischen Grenze befreit, sagte ein ägyptischer Sicherheitsbeamter der Nachrichtenagentur AFP. Dabei sollen mehrere Kidnapper getötet worden sein. Am Montagnachmittag landeten die Geiseln in Kairo. Lösegeld soll nicht geflossen sein.
Der ägyptische Verteidigungsminister Hussein Tantawi sagte laut der Nachrichtenagentur MENA, bei der Geiselbefreiung sei die Hälfte der Kidnapper getötet worden. Ein ägyptischer Sicherheitsbeamter sagte, etwa die Hälfte der 35 Entführer sei ums Leben gekommen, die übrigen seien entkommen. Wie der Beamte schilderte, wurden insgesamt 150 Soldaten einer ägyptischen Eliteeinheit in den Sudan geschickt. Auch italienische und deutsche Spezialtruppen hätten dort bereitgestanden. An der Befreiungsaktion im Tschad seien schließlich etwa 30 ägyptische Soldaten beteiligt gewesen.
Der italienische Außenminister Franco Frattini sagte der Nachrichtenagentur AFP, den Geiseln gehe es gut. Sie seien "in guter Verfassung". Er zeigte sich "sehr dankbar" für die Hilfe der ägyptischen Behörden in der Geiselkrise. Diese Zusammenarbeit sei "der Schlüssel für unseren Erfolg" bei der Befreiung gewesen. Bei der Befreiung hätten auch italienische Spezialkräfte und der Geheimdienst eine Rolle gespielt, zitierte die italienische Nachrichtenagentur ANSA Frattini. Lösegeld sei nicht geflossen.
Angreifer hatten die Reisegruppe aus fünf Deutschen, fünf Italienern, einer Rumänin sowie ihre acht ägyptischen Begleiter am 19. September im Süden Ägyptens entführt. Nach der Entführung in einem Wüstengebiet im Süden Ägyptens waren die Geiseln im Grenzgebiet zwischen Ägypten, Libyen, dem Sudan und dem Tschad hin und her verschleppt worden. Die Identität der Geiselnehmer blieb bis zuletzt unklar. Die Geiselnehmer hatten von Deutschland nach Angaben aus ägyptischen Sicherheitskreisen ein Lösegeld in Höhe von sechs Millionen Euro gefordert; das Geld sollte von der deutschen Ehefrau einer der Geiseln übergeben werden.