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Hauptseite » 2008 » September » 11 » Fürst beschimpft Deutschland als "viertes Reich"
Fürst beschimpft Deutschland als "viertes Reich"
12:57
www.welt.de - 11.09.2008 11:35
 

Der Fürst von Liechtenstein hat die Bundesrepublik Deutschland als "viertes Reich" bezeichnet. In einer Tageszeitung klagt der Regent über die schlechten Beziehungen zu Deutschland. In dem konkreten Fall geht es um eine Anfrage des Jüdischen Museums in Berlin, das um eine Leihgabe für die Ausstellung "Raub und Restitution" gebeten hat.

Der Fürst von Liechtenstein hat schwere Vorwürfe gegen Deutschland erhoben und in diesem Zusammenhang von einem "vierten Reich“ gesprochen. Fürst Hans-Adam II. begründete auf diese Weise seine Absage für eine Leihgabe an das Jüdische Museum Berlin. Hintergrund der Attacke sind offenbar Ermittlungen gegen deutsche Steuersünder mit der Verwicklung von Banken in Liechtenstein.

"Mit dem Zweiten Deutschen Reich befinden wir uns noch immer im Kriegszustand, da dieses untergegangen ist, bevor es mit uns Frieden schließen konnte“, schrieb das Staatsoberhaupt in einem Brief an das Museum, der am Donnerstag vom „Tages-Anzeiger“ in Zürich veröffentlicht wurde. Gemeint ist das 1918 nach dem Ersten Weltkrieg aufgelöste Kaiserreich. „Das Dritte Reich ist Gott sei Dank untergegangen, bevor es seine Drohung in die Tat umsetzen konnte, das Fürstentum Liechtenstein 'anzuschließen'“, schrieb der Fürst weiter. Danach heißt es: „Was die deutsch-liechtensteinischen Beziehungen betrifft, warten wir hier auf bessere Zeiten, wobei ich zuversichtlich bin, denn in den vergangenen zweihundert Jahren haben wir immerhin schon drei Deutsche Reiche überlebt, und ich hoffe, wir werden auch noch ein viertes überleben.“ Das Jüdische Museum Berlin hatte sich für eine Ausstellung zum Thema „Raub und Restitution“ für ein Gemälde aus der fürstlichen Sammlung interessiert. Mit Datum vom 24. Juni gab der Fürst dem Berliner Museumsdirektor Michael Blumenthal Bescheid, man habe sich entscheiden, keine Leihgaben mehr nach Deutschland zu bringen. Die Bundesrepublik Deutschland sei in ihren Beziehungen zum Fürstentum Liechtenstein je länger desto weniger geneigt, sich an den Grundprinzipien des internationalen Völkerrechts zu orientieren. Der Fürst verwies auf die Weigerung Deutschlands, ein Gemälde herauszugeben, das nach dem Zweiten Weltkrieg in der damaligen Tschechoslowakei konfisziert worden war.Die Beziehungen zwischen Berlin und Vaduz sind erheblich belastet. Hintergrund sind Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung. Dabei kaufe der Bundesnachrichtendienst einem ehemaligen Angestellten der dem Liechtensteiner Fürstenhaus gehörenden LGT-Bankengruppe vertrauliche Kundendaten ab. Diese werden nun in Deutschland für Verfahren gegen Steuerhinterzieher verwendet, die ihr Vermögen in Liechtenstein vor dem Finanzamt verstecken wollten. Das Jüdische Museum Berlin hat die veröffentlichten Äußerungen des Fürsten von Liechtenstein, Hans-Adam II., scharf kritisiert. „Wenn man die Bundesrepublik Deutschland als „viertes Reich“ bezeichnet und somit in eine Reihe mit dem Dritten Reich stellt, verharmlost man die nationalsozialistischen Verbrechen auf eine unerträgliche Art und Weise“, sagte eine Museumssprecherin in Berlin. Das Jüdische Museum zeigt vom 19. September bis 25. Januar 2009 eine Ausstellung zum Thema „Raub und Restitution“. Im Mittelpunkt stehen laut Ankündigung der Weg einzelner Kulturgüter, die während der NS-Zeit ihren jüdischen Besitzern entzogen wurden – von Gemälden und Bibliotheken über Porzellane bis hin zu Silberarbeiten und Privatfotografien – und die Schicksale ihrer Eigentümer.Nach Angaben der Museumssprecherin ist es nicht das erste Mal, dass aus Liechtenstein eine Leihgabe verwehrt wird. Bei einer Ausstellung über Klischees und Stereotypen wollte das Land demnach eine Porzellandose mit der Darstellung eines Mohren nicht zur Verfügung stellen.

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