AFP/DPA, 07.09.2008
Kairo - Herabstürzende Felsbrocken haben am Samstagmorgen in einer Kairoer Armensiedlung eine Tragödie ausgelöst. Hunderte von Menschen wurden in ihren Häusern begraben.
Bilder: Tragödie in Kairo - Felsbrocken krachen in Armenviertel
Bis Sonntagnachmittag hatten Rettungskräfte nach Angaben aus dem Innenministerium 31 Leichen geborgen, 47 Menschen aus den Trümmern gerettet. Nach offiziellen Angaben wurden am Sonntag noch 150 Einwohner des Viertels vermisst. Die Bewohner des extrem dicht besiedelten Gebietes sprachen dagegen von bis zu 500 Verschollenen. Auf dem Mokattam-Hügel, der oberhalb der Siedlung liegt, und auf dem derzeit Bauarbeiten stattfinden, hatten sich am Samstagmorgen gegen 9.00 Uhr mehrere Gesteinsbrocken gelöst, die teilweise so groß wie Häuser waren.
Video: Felsbrocken begräbt Slumbewohner
Etwa 35 Häuser und ebenso viele Hütten wurden nach Angaben von Augenzeugen von den Gesteinsmassen verschüttet. Helfer und verzweifelte Angehörige gruben das ganze Wochenende lang nach möglichen weiteren Überlebenden. Bewohner des Viertels beschimpften die Helfer, weil es diesen zunächst nicht gelang, die großen Felsblöcke zu bewegen. Erst am späten Samstagabend waren die ersten Rettungsmannschaften mit schwerem Gerät eingetroffen. Vereinzelt flogen auch Steine auf Polizisten und Journalisten.
Der Gouverneur von Kairo, Abdelasim Wasir, sagte, die Gefahr durch Steinschlag an diesem Ort sei bekannt gewesen. Die Behörden hätten die Bewohner der Siedlung schon vor geraumer Zeit aufgefordert, ihre Häuser zu räumen und ihnen alternative Wohnungen angeboten. Von diesem Angebot hätten jedoch nur einige von ihnen Gebrauch gemacht.
Insgesamt hatten sich acht Felsbrocken, darunter ein etwa 30 Meter großer Stein, von der Felswand gelöst. Viele Bewohner des Viertels schliefen zu diesem Zeitpunkt noch. «Ich schlief, da spürte ich plötzlich etwas, das war wie ein Erdbeben», sagte Aleja Taha, die am Samstag ins Kairoer Azhar-Krankenhaus gebracht wurde. «Dann lag ich unter den Trümmern. Ich fiel in Ohnmacht und als ich wieder wach wurde, lag ich im Krankenhaus.»
Das Unglück von Manschiet Nasser war nicht der erste große Felssturz in dem Gebiet. Bereits 1994 waren 30 Ägypter ums Leben gekommen, als Felsbrocken vom Mokattam-Hügel auf ihre Siedlung herabgefallen waren.
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