Madrid (dpa) - Ein Flug in den Urlaub auf Gran Canaria wurde zur Katastrophe: Bei einem missglückten Start sind am Mittwoch auf dem Flughafen von Madrid nach Behördenangaben mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen.
Video: Flugzeug in Madrid verunglückt - 50 Tote?
Unter ihnen seien vier Reisende mit deutscher Staatsbürgerschaft gewesen. Zum Gesundheitszustand der Deutschen konnte die Airline zunächst keine Angaben machen. Lufthansa schickte umgehend ein Team von psychologisch geschulten Fachleuten nach Madrid, um Spanair bei der Betreuung der betroffenen Passagiere und deren Angehörigen zu helfen. Spanair nahm ihm Rahmen eines Kooperationsfluges auch Lufthansa-Passagiere mit.
Bilder: Flugzeugabsturz in Madrid
Zu dem Unglück war es gekommen, als ein mit 173 Menschen besetztes Flugzeug der spanischen Gesellschaft Spanair über die Landebahn hinausschoss, in Brand geriet und zerschellte. Nach Medienberichten hatte ein Triebwerk Feuer gefangen.
Laut Flugplan sollte die Spanair-Maschine mit den Flugnummern JK 5022 und LH 2554 um 13.00 Uhr vom Großflughafen Barajas der spanischen Hauptstadt abheben. Wie die Zeitung «El Pais» berichtete, wurde ein erster Start wegen technischer Probleme abgebrochen. Gegen 14.45 Uhr geschah beim zweiten Startversuch die Tragödie.
Der Flughafen wurde sofort für den gesamten Verkehr gesperrt. Wenig später wurden die Starts und Landungen in eingeschränktem Umfang wieder aufgenommen. Die Einsatzleitung rief die höchste Alarmstufe aus. Um den Einsatz zu koordinieren, trat ein Krisenstab zusammen. Dutzende Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge rasten zum Unglücksort. Über der Einsatzstelle stand weithin sichtbar eine riesige Rauchsäule.
Am späten Nachmittag berichteten Medien von nur etwa 30 Menschen, die aus dem brennenden Flugzeug gerettet worden seien. Alle befänden sich in kritischem Zustand. Viele von ihnen wurden in eine nahe gelegene Klinik mit Spezialabteilung für Brandverletzungen gebracht. Unter den 173 Insassen der zweistrahligen Maschine waren neun Besatzungsmitglieder. Nach der Passagierliste sollen auch zwei Babys an Bord gewesen sein.
Die Krankenhäuser in Madrid wurden sofort nach dem Unfall aufgefordert, Betten zur Verfügung zu stellen. Einige Hospitäler entließen daraufhin Patienten mit leichteren Erkrankungen, um Platz zu schaffen.
Der spanische Ministerpräsident José Luis Rodriguez Zapatero unterbrach seinen Urlaub und flog nach Madrid zurück.
Die Fluggesellschaft Spanair, die in der Star Alliance unter anderem Partner der Lufthansa ist, befindet sich seit geraumer Zeit in schweren wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die skandinavische Muttergesellschaft SAS hatte vergeblich versucht, einen Käufer für das kränkelnde Unternehmen zu finden. Zur Zeit ist Spanair dabei, fast ein Drittel ihrer Beschäftigten zu entlassen und das Streckennetz zu reduzieren. Das am Mittwoch verunglückte Flugzeug war nach Medienberichten 20 Jahre alt.
Am Madrider Flughafen hatte es zuletzt vor knapp 25 Jahren zwei schwere Flugzeugkatastrophen gegeben. Ein Jumbo-Jet der kolumbianischen Linie Avianca war beim Landeanflug abgestürzt, 181 Menschen starben. Weniger als zwei Wochen später prallten auf der Startbahn des Airports eine Iberia- und eine Aviaco-Maschine im Nebel zusammen. 93 Menschen kamen ums Leben.