Frankreich wird dieses Jahr nach Einschätzung der Notenbank nur knapp an einer Rezession vorbeischrammen. Demnach wird die Wirtschaft des größten deutschen Handelspartners im laufenden Quartal um 0,1 Prozent wachsen. Die Manager in den Chefetagen der Firmen sind zunehmend pessimistisch.
Frankreich fürchtet eine Rezession. Alarmiert von den ernüchternden Zahlen, die das französische Statistikamt Insee vor wenigen Tagen veröffentlichte, ist Premierminister François Fillon sogar vorzeitig für eine Krisensitzung mit Wirtschaftsministerin Christine Lagarde und anderen Kabinettsmitgliedern aus der Sommerpause zurückgekehrt. Sie trafen sich am Montagnachmittag, um über Maßnahmen gegen den Abschwung zu beraten.Staatspräsident Nicolas Sarkozy könnte außerdem angesichts der internationalen Krise an den Finanzmärkten ein europaweites Vorgehen vorschlagen. Frankreich hat noch bis Ende des Jahres die EU-Ratspräsidentschaft inne.Das französische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im zweiten Quartal nach Angaben des Statistikamtes um 0,3 Prozent geschrumpft. Das hatte Befürchtungen ausgelöst, Frankreich könne auch im dritten Quartal ein Negativwachstum verbuchen und damit nach der gängigen Definition in die Rezession rutschen. „Wir müssen die Nerven behalten“, versuchte Haushaltsminister Eric Woerth die Bürger zu beruhigen. "Wir müssen weitermachen und langfristige Entscheidungen treffen, damit unser Land schneller als die anderen wieder in Gang kommt, wenn das internationale Wachstum wiederkommt.“Doch angesichts der angespannten Etatlage ist der Handlungsspielraum der Regierung stark eingeschränkt. Schuld daran ist auch ein rund 13 Mrd. Euro teures Steuerpaket, das nach den Präsidentschaftswahlen im vergangenen Jahr verabschiedet worden war.
Ein umfassender Maßnahmenkatalog wie in Spanien ist deshalb in Frankreich zunächst nicht zu erwarten. Stattdessen will Ministerpräsident Fillon mit dem eingeleiteten Reformprogramm weitermachen und die Kaufkraft der Bevölkerung ankurbeln. Angesichts der hohen Inflation und der gestiegenen Energiepreise haben sich die Franzosen in den vergangenen Monaten ausgerechnet beim Konsum zurückgehalten – dem größten Wachstumstreiber der Wirtschaft. Die Regierung denkt nun über staatliche Transport-Zuschüsse für Arbeitnehmer nach.
Nach Einschätzung der Notenbank Banque de France dürfte das Land 2008 nur ganz knapp an der Rezession vorbeischrammen. Demnach wird die Wirtschaft im laufenden Quartal um 0,1 Prozent wachsen. Im Gesamtjahr aber dürfte das Wachstum des wichtigsten deutschen Handelspartners nicht viel mehr als ein Prozent betragen.
Vor allem die Industrie dürfte weiter an Schwung verlieren. So sind die Firmenchefs zunehmend pessimistisch, wie der Geschäftsklimaindex zeigt. Wirtschaftsministerin Lagarde hält bisher dennoch an ihrer Wachstumsprognose von 1,7 bis zwei Prozent für das Gesamtjahr fest.