Nach einem Streit in einer Lufthansamaschine auf dem Flughafen München ist der polnische Politiker Jan Maria Rokita abgeführt worden. Jetzt ist Rokita zurück in seinem Heimatland und erhebt schwere Vorwürfe gegen die deutsche Polizei: Man habe ihn "wie einen Hund" behandelt, empört er sich.
Nach seinem Rauswurf aus einer Lufthansamaschine hat der polnische Politiker Jan Maria Rokita (49) den deutschen Behörden rechtswidriges Vorgehen und eine antipolnische Einstellung vorgeworfen. Sie hätten ihn „wie einen Hund“ behandelt, sagte er der Zeitung „Gazeta Wyborcza“. Rokita war vor der Parlamentswahl 2007 auch im Gespräch als möglicher Regierungschef oder Außenminister.
Der Zwischenfall rief bei einem Teil der polnischen Medien antideutsche Ressentiments hervor. „Aggressive Deutsche, woher kennen wir das?“, sagte ein Radiomoderator in Anspielung auf die schwierige deutsch-polnische Vergangenheit. Die Tageszeitung „Dziennik“ sprach von „Rüpelei“ und „Gewalt“. Die konservative Opposition forderte, das Parlament einzuschalten.
Die Staatsanwaltschaft Landshut hat die Ermittlungen gegen Rokita aufgenommen. Gegen den ehemaligen Abgeordneten der Partei „Bürgerplattform“ (PO) von Ministerpräsident Donald Tusk werde wegen Verdachts auf Körperverletzung, Hausfriedensbruch sowie Verstoß gegen das Luftverkehrsgesetz ermittelt, sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord in Ingolstadt, Hans-Peter Kammerer, am Donnerstag.
Zugleich habe seine Frau Nelly Rokita einen Polizeibeamten wegen Beleidigung angezeigt. Auch in diesem Fall werde ermittelt. Die Ex-Beraterin des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski, die das Flugzeug freiwillig mit ihrem Gatten verlassen hatte, spricht nach polnischen Medienberichten von einem „Überfall“ auf ihren Mann.
Auslöser für den Streit zwischen Rokita und der Stewardess sei der Sitzplatz des Politikers gewesen. „Als er dann auf dem Platz saß, auf dem er sitzen sollte, wollte er sich nicht anschnallen – stattdessen hat er die Stewardess beiseite geschubst“, schilderte Kammerer den Vorfall nach dem bisherigen Ermittlungsstand. Die Stewardess habe weiterfliegen können, aber über Schmerzen geklagt. Alkohol sei bei dem Vorfall nicht im Spiel gewesen.
Da Rokita nicht freiwillig das Flugzeug verlassen wollte, habe der Pilot die Polizei gerufen. „Der Pilot hatte ihn aufgefordert, das Flugzeug zu verlassen, weil er ihn als Sicherheitsrisiko eingestuft hat“, erläuterte Kammerer. Das Hausrecht in der Maschine habe stets der Flugzeugführer. Als Rokita eine Sicherheitsleistung von mehreren Tausend Euro nicht erbringen konnte, sei das Konsulat eingeschaltet worden. Am Mittwoch in den frühen Morgenstunden sei er aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden.