VW-Hauptaktionär Porsche wirft nur einen kleinen Teil seiner VW-Optionen auf den Markt – schon schmiert die Aktie des Wolfsburger Autobauers kräftig ab. Auch jenseits der Finanzmärkte trifft die Krise den Volkswagen-Konzern. In Wolfsburg prüft man inzwischen einen Produktionsstopp für mehrere Tage.
Deutliche Kursverluste bei Volkswagen haben den Dax komplett ausgebremst. Obwohl mit Ausnahme der VW-Aktie alle Wert zulegten und mehr als zwei Drittel der 30 Werte sogar Gewinne im zweistelligen Prozentbereich verbuchten, schloss das deutsche Börsenbarometer mit einem Minus von 0,31 Prozent auf 4808,69 Zählern.
Zum Börsenschluss war das Papier von Volkswagen nur noch 517 Euro wert. Das entspricht einem Minus von 45,29 Prozent zum Vortag. An den vergangenen zwei Handelstagen hatte die Aktie des Wolfsburger Autobauers dem Dax dagegen Gewinne von mehr als 1000 Punkten beschert, während so ziemliche alle anderen Dax-Werte auf steile Talfahrt gingen.
Grund für den starken Verlust der VW-Aktie zum einen der Verkauf von Optionen auf Volkswagen durch Porsche und zum anderen die Ankündigung des Sportwagenbauers bis zu 5 Prozent der Optionen auf den Markt zu werfen. Dies sollte die Kurse wieder auf ein normales Niveau bringen. Allerdings sei der Umfang der Verkäufe „gering“ gewesen, sagte ein Porsche-Sprecher. Es war unklar, wie viele Optionen Porsche auflöste und ob das Unternehmen dabei - wie angesichts des aktuellen Kursniveaus zu erwarten wäre - Gewinne einstreichen konnte. Der Kurs der VW-Aktie brach bis zum Nachmittag um mehr als 40 Prozent auf 552,00 Euro ein.
Porsche kündigte an, je nach Marktlage Optionen in Höhe von bis zu fünf Prozent der VW-Stammaktien auflösen zu wollen. „Wir wollen erreichen, dass sich die Kursentwicklung von Volkswagen wieder normalen Größen annähert“, sagte der Porsche-Sprecher. Dem Unternehmen gehe es nicht darum, mit der Auflösung Geld zu machen. Der Sprecher räumte aber ein, dass man natürlich Geld dafür bekomme, wenn man Optionen verkaufe. Eine solche Aktion solle aber vermutlich nicht wiederholt werden. „Das ist eine einmalige Maßnahme.“ Das Land Niedersachsen, mit gut 20 Prozent zweitgrößter VW-Aktionär, hält an seiner Beteiligung fest.
Porsche wies jegliche Verantwortung für die Marktverwerfungen zurück: Das Unternehmen sei während dieser Kursbewegungen nicht im Markt aktiv gewesen und habe die kapitalmarktrechtlichen Vorschriften zu jeder Zeit beachtet.
Die Deutsche Börse reagierte in der Nacht zum Mittwoch auf die Kurskapriolen und kündigte eine Senkung des Anteils der Volkswagen-Aktie bei der Dax-Berechnung an. Die Volkswagen-Stammaktien sollen zu Handelsbeginn am Montag maximal ein Gewicht von zehn Prozent haben. In den vergangenen beiden Tagen hatte das VW-Kursplus den Dax zeitweise um mehr als zehn Prozent hochgetrieben, obwohl fast alle anderen Aktien Kursverluste verbuchten.
Auch der lange Zeit von der Branchenkrise unberührte Volkswagen-Konzern plant jetzt einen zeitweisen Produktionsstopp. Laut Betriebsratschef Bernd Osterloh wird überlegt, die Weihnachtspause zu verlängern.
Ein Konzernsprecher bestätigte die Angaben. „Wir werden oder sind gerade in der Überlegungsphase zu Weihnachten, die zwei Tage vor Heiligabend und Freitag, den 2. Januar, zu schließen. Es könnte auch sein, dass es Überlegungen gibt, damit die Lagerbestände nicht zu groß werden, dass man drei, vier oder fünf Tage dazu nimmt“, sagte Osterloh im NDR. „Die Krise erfasst auch Volkswagen, aber eben nicht in dem Maße, wie bei anderen“, fügte er hinzu. Ein VW-Sprecher betonte, eine Entscheidung sei noch nicht gefallen.
Osterloh geht zudem davon aus, dass die deutsche und westeuropäische Autoindustrie in drei bis fünf Jahren bis zu fünf Prozent der Arbeitsplätze verlieren wird. Osterloh verwies in einem Interview mit NDR Info am Mittwoch auf die großen Wachstumsregionen für die Branche, etwa in Indien, Russland oder den asiatischen Ländern. „Wir können diese Märkte nicht von Westeuropa beliefern“, sagte er. Der Trend werde in den nächsten Jahren dahin gehen, dass man Werke in den Ländern brauche, wo die Produkte verkauft werden. Gemeinsam mit Produktivitätssteigerungen werde das zu einem Verlust an Arbeitsplätzen in Deutschland führen.
Konzernchef Martin Winterkorn hat bereits auf einer Managerkonferenz „harte Einschnitte“ angekündigt. Allerdings steht VW beim Absatz noch deutlich besser da als Konkurrenten wie Daimler oder BMW, die Absatzrückgänge melden. Daimler und BMW hatten bereits die Bänder angehalten oder lange Zwangsferien angekündigt. VW hatte bisher angekündigt, bis zum Jahresende würden die Verträge von 750 Leiharbeitern auslaufen.