Autozulieferer in Deutschland wie Bosch und Continental planen bereits Kurzarbeit und Produktionsstopps. Bei Daimler und BMW stehen bereits Bänder still. Zahlreiche Zulieferer drohen pleite zu gehen, warnt Auto-Professor Ferdinand Dudenhöffer. Er fordert Rettungskredite des Staates für die Branche.
Der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer rechnet mit dem Abbau von Tausenden Stellen und zahlreichen Firmenpleiten in der Automobil-Zuliefererindustrie. Gebe es kein Kreditprogramm der Regierung, gingen „in den nächsten zwei Jahren bis zu 20 Prozent der Auto-Zulieferer in Konkurs“, sagte der Gelsenkirchener Professor für Automobilwirtschaft der „Bild“-Zeitung. Dann fielen bis zu 50.000 Jobs weg.
Er forderte die Bundesregierung auf, ein Förderprogramm speziell für die Zuliefererbranche aufzulegen. Die Firmen hätten es wegen der Finanzkrise und des Absatzeinbruchs besonders schwer, an neue Bankkredite zu kommen. Derzeit sind in der Branche rund 350.000 Menschen beschäftigt.
„Bild“ zufolge erwägt der Zulieferer Bosch aufgrund „deutlich rückläufiger Aufträge“ unter anderem Kurzarbeit sowie längere Weihnachtspausen an mehreren Standorten. Darüber hinaus würden einige Hundert befristete Arbeitsverträge nicht mehr verlängert.
Auch Continental sehe Schließtage als mögliche Option. Der Konzern werde die Produktion im Werk Regensburg über Weihnachten für eine Woche ruhen lassen, hieß es. Von der Maßnahme seien 1500 Mitarbeiter betroffen.
Der unter anderem auf Getriebe und Achsen spezialisierte Zulieferer ZF erklärte laut dem Bericht: „Wir nutzen alle Instrumente, um die Stammbelegschaft zu schützen. Dazu gehört je nach Standort, dass Überstunden gestoppt, Gleitzeitkonten abgebaut und Werksferien verlängert werden.“
Der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel warnte vor gravierenden Auswirkungen der Autokrise auf andere Branchen der deutschen Wirtschaft. „Wenn die Autoindustrie hustet, bekommen Maschinenbau, Handwerk, Einzelhandel eine Lungenentzündung. Die brutal schnelle Vorgehensweise der Autoindustrie macht Zwangsurlaub und Arbeitsplatzabbau nach Gutsherrenart gesellschaftsfähig“, sagte Hickel dem Blatt.
Mit Blick auf die internationale Finanzkrise warnte auch EU-Industriekommissar Günter Verheugen (SPD) vor einem Stellenabbau in der europäischen und deutschen Automobilindustrie. Im Interview mit der hannoverschen „Neuen Presse“ sagte Verheugen: „Die Automobilindustrie erlebt einen Einbruch wie seit vielen, vielen Jahren nicht mehr.“ Er schätze die Lage als außerordentlich bedrohlich ein. „Wir befinden uns in einem tiefen Tal. Wenn wir das nicht schnell hinter uns lassen, wird massiver Stellenabbau unausweichlich.“
Um der Branche zu helfen, brauche sie „unsere Rückendeckung und sehr konkrete Hilfe, um die Nachfrage nach Neufahrzeugen wieder anzukurbeln“, sagte der SPD-Politiker. Nicht nur die Finanzkrise führt seiner Ansicht nach zur Kaufzurückhaltung.
„Kunden und Hersteller sind aber auch deshalb verunsichert, weil die Politik beim Thema CO2 keinen klaren Kurs fährt“, sagte Verheugen der Zeitung weiter. Beim Kauf eines Autos wisse heute niemand, mit welchen Steuern und Grenzwerten er rechnen müsse. Das lähme die Nachfrage. Europäischer Rat und Europaparlament sollten schnell Rechtssicherheit für die Automobilindustrie schaffen, forderte Verheugen.
Der Autokonzern Daimler hatte zuvor angekündigt, an allen 14 deutschen Standorten die Produktion für bis zu vier Wochen auszusetzen. Rund 150.000 Beschäftigte werden wegen der unsicheren Lage auf den Automärkten weltweit in verlängerte Weihnachtsferien geschickt. Sollte sich die Lage bis zum Frühjahr 2009 nicht verbessern, könne das Management weitere Maßnahmen nicht ausschließen.
Auch BMW zwingt die Krise zu Produktionsstopps. Im Leipziger Werk des Autobauers BMW stehen die Bänder bereits still. Durch die viertägige Unterbrechung der Produktion werden laut BMW 2800 Autos weniger produziert.