Der Softwareriese SAP legt ein Sparprogramm auf, um 200 Millionen Euro Kosten einzusparen. Das ist nötig geworden, weil die Kunden bei Neuanschaffungen von Software sparen. Der im Dax notierte Konzern hat seine Gewinnprognose für das laufende Jahr gesenkt. Einen Jobabbau soll es zunächst nicht geben.
Der Softwarekonzern SAP hat sich wegen der Finanzkrise von seinen Jahreszielen verabschiedet. „Wir merken, dass unsere Kunden ihre IT-Ausgaben überdenken“, sagte Vorstandschef Henning Kagermann. Nach einem Gewinnrückgang im dritten Quartal legt das Unternehmen nun ein Sparprogramm auf, mit dem die Kosten um 200 Mio. Euro gedrückt werden sollen. Die Streichung von Arbeitsplätzen ist nach Angaben von Kagermann derzeit nicht geplant. „Wir stoppen Einstellungen, aber wir bauen keine Stellen ab“, sagte er. Ursprünglich wollte der Konzern 4000 neue Jobs in diesem Jahr schaffen.
Trotz des eilig aufgelegten Sparprogramms werde die operative Marge 2008 nicht so stark steigen wie bisher angenommen, gestand Kagermann ein, der SAP im Mai 2009 nach mehr als zwei Jahrzehnten verlassen will. „Das wirtschaftliche Umfeld ist derzeit schwer einzuschätzen.“ Noch im Juli hatte der weltgrößte Anbieter von Unternehmenssoftware sich überzeugt gegeben, seine operative Umsatzrendite trotz eines sich abzeichnenden Abschwungs auf bis zu 29,0 Prozent von 27,3 Prozent im Vorjahr steigern zu können. Das ist nach einem schwachen dritten Quartal passé: Nun soll wenigstens die Marke von 28 Prozent verteidigt werden.
Der Gewinn des Softwarehauses schrumpfte im dritten Quartal unter dem Strich von 408 Mio. Euro im Vorjahr auf 388 Mio. Euro. Der Erlös aus dem Verkauf von Software-Lizenzen legte in den Monaten Juli bis September weltweit nur noch um sieben Prozent auf 763 Mio. Euro zu. Bislang waren bei SAP zweistellige Zuwachsraten an der Tagesordnung. Viele Kunden legen nun aber wegen der Finanzkrise den Kauf der Lizenzen auf Eis und zögern mit dem Abschluss von Wartungsverträgen.
Für Nervosität sorgt auch der erstmals seit drei Jahren geschrumpfte Marktanteil. SAP kam im dritten Quartal nach eigenen Berechnungen bei Software und Softwarewartung weltweit auf 33,4 Prozent und verlor damit zum Vorquartal 0,3 Prozentpunkte. Damit verringerte sich der Vorsprung vor dem US-Rivalen Oracle.
SAP setzte hinter das neue Renditeziel zum Jahresende noch ein Fragezeichen. Voraussetzung dafür sei, dass zehn Prozent der laufenden Kosten gekappt werden könnten. SAP hat die Mitarbeiter unter anderem aufgerufen, freiwillig Geschäftsreisen einzuschränken. Über den Jahreswechsel soll die Belegschaft zwangsweise in längere Betriebsferien geschickt werden.
Um das neue Margenziel zu erreichen, müssten zudem die Erlöse aus dem Verkauf von Software und Wartungsdiensten in diesem Jahr um 20 bis 22 Prozent steigen. Nach den ersten neun Monaten lag der Produktumsatz mit 5,9 Mrd. Euro um 26 Prozent über Vorjahr.
SAP war noch im September davon überzeugt, das Tempo halten zu können. Eine neue Prognose gab der Konzern nicht. Analysten schlossen daraus, dass SAP das gewöhnlich umsatzträchtigste Schlussquartal fast schon abgeschrieben hat. Nach anfänglichen Verlusten legte der SAP-Kurs im Verlauf leicht zu, rutschte dann aber wieder ins Minus.