Die Autoindustrie taumelt: Daimler plant wegen der eingebrochenen Nachfrage einen längeren Produktionsstopp – bis zu fünf Wochen könnte die Zwangspause um den Jahreswechsel herum betragen. Im BMW-Werk in Leipzig stehen die Bänder bereits ab heute still, Opel plant zudem ein Abfindungsprogramm.
Die weltweite Absatzkrise zwingt die deutschen Autobauer zu neuen Produktionsstopps. Daimler will auf den Nachfrageeinbruch offenbar mit knapp fünf Wochen Zwangspause reagieren. Die Weihnachtspause beginne am 11. Dezember. Danach würden bis zum 12. Januar keine Autos mehr montiert, wie die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" unter Berufung auf einen Konzernsprecher berichtete. Zudem reduzierte Daimler wie auch BMW und VW massiv den Einsatz von Leiharbeitern. Der Stuttgarter Autobauer hatte wegen der Flaute auf den Fahrzeugmärkten erst vor wenigen Tagen erneut seine Gewinnprognose nach unten geschraubt.
Die Daimler AG wollte den Bericht nicht kommentieren. Ein Sprecher sagte WELT ONLINE, dass der Konzern die Produktion in der zweiten Jahreshälfte drosseln wolle. Details nannte er nicht. Düster sieht die Lage auch bei der Rüsselsheimer General-Motors-Tochter Opel aus. Betriebsratschef Rainer Einenkel befürchtet einen kompletten Produktionsstopp im Dezember, wie er dem Online-Dienst von "Auto, Motor und Sport" sagte. "Genaue Produktionsplanungen liegen noch nicht vor, aber es besteht durchaus die Gefahr, dass wir in Bochum ab Ende November für weitere zwei Wochen das Werk dicht machen und vielleicht auch in der Woche vor Weihnachten."
Opel plane zwar keine betriebsbedingten Kündigungen, dafür aber deutschlandweit ein neues Abfindungsprogramm, sagte Einenkel weiter. Die Belegschaft solle damit um bis zu 150 Mitarbeiter reduziert werden. "Ich erwarte hier in den nächsten Tagen eine Entscheidung." Ein Opel-Sprecher wollte die Aussagen zum Abfindungsprogramm nicht kommentieren. Über weitere Produktionskürzungen sei noch nicht entschieden, sagte er. Der Konzern halte sich diese Möglichkeit aber grundsätzlich offen.
Im BMW-Werk Leipzig werden die Bänder schon vom heutigen Montag an vorübergehend stillstehen. Nach einem deutlichen Absatzrückgang im September will BMW die Produktion vier Tage lang unterbrechen. Dadurch werden 2800 Autos weniger montiert. Nach Unternehmensangaben bedeutet der Produktionsstopp für die 2600 Beschäftigten in Leipzig keine Einbußen. Die Zeit werde auf Arbeitszeitkonten verrechnet.
BMW hatte im September mit seinen drei Marken BMW, Mini und Rolls-Royce einen Absatzrückgang um 14,6 Prozent auf gut 121.000 Fahrzeuge hinnehmen müssen. Auf dem wichtigsten Markt, den USA, lag die Zahl der verkauften Autos um gut ein Viertel unter dem Vorjahreswert. BMW hatte bereits angekündigt, die Produktion in diesem Jahr um 25.000 Fahrzeuge zurückfahren zu wollen.
Spekulationen über eine bevorstehende Übernahme von Volvo wies BMW am Sonntag strikt zurück. "Das stimmt nicht", sagte ein Sprecher. Die britische Zeitung "Sunday Times" hatte berichtet, Ford wolle Volvo an BMW verkaufen. Die Automärkte in Europa und den USA stecken seit Monaten in der Krise. Die Hersteller führen sie auf die Finanzkrise und die Verunsicherung der Käufer zurück. Allerdings halten Branchenkenner viele Probleme auch für hausgemacht: So hätten gerade die US-Autobauer nicht früh genug auf spritsparende Modelle gesetzt; dafür bekämen sie nun die Quittung.