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Hauptseite » 2008 » Oktober » 23 » Hamburg fürchtet um den Containerumschlag
Hamburg fürchtet um den Containerumschlag
09:10
www.welt.de - 22.10.2008 20:25
 

Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 haben die USA die Sicherheitsvorkehrungen auch in den Häfen drastisch verschärft. Nun planen sie, von 2012 an jeden Container einzeln durchleuchten zu lassen. Hafenbetreiber fürchten, dass der Containerumschlag dadurch zum Erliegen kommt.

Die Hafenbetreiber in Bremerhaven und Hamburg blicken besorgt auf das Jahr 2012. Ihre Befürchtung: Die Sicherheitsinteressen der USA könnten in vier Jahren den Containerumschlag zum Erliegen bringen. „Per Gesetz verlangen die USA dann, dass wir jeden einzelnen Container durchleuchten, der in die Staaten verschifft werden soll“, erläutert der Sicherheitskoordinator des Umschlagunternehmens Eurogate, Harry Mohns: „Wie soll das nur gehen bei 2100 Boxen pro Tag?“ Die Antwort wird demnächst auf höchster politischer Ebene im transatlantischen Dialog gesucht.

Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ist auch in den Häfen nichts mehr so, wie es früher einmal war. Weltweit gilt der sogenannte ISPS-Code mit verschärften Sicherheitsvorschriften für Häfen, Ladung und Schiffe: „Seitdem kommt hier niemand rein, von dem wir nicht wissen, wer er ist und was er will“, erläutert Mohns.In nahezu allen größeren Containerhäfen sitzen zudem Beamte der US-Zollbehörden und des FBI. Diskret und von der Öffentlichkeit ihres „Gastlandes“ nahezu perfekt abgeschirmt, durchsuchen sie die Ladepapiere aller Schiffe Richtung USA nach Hinweisen auf Verdächtiges – Sprengstoff, Bomben, radioaktives Material oder andere Gegenstände, die für Terroranschläge geschmuggelt werden könnten.

"Ein gigantisches Hemmnis für den Welthandel"

Von 2012 an wollen es die Amerikaner nicht beim heimlichen Blick in die Papiere belassen. „Sie wollen dann keinen Container mehr ins Land lassen, der nicht vor der Abfahrt im Abgangshafen geröntgt wurde“, sagt der Sprecher des Hafenressorts im Bremer Senat, Holger Bruns. Dahinter steckt die Befürchtung der Amerikaner, eine Bombe oder die Zutaten für einen Anschlag geliefert zu bekommen. „Wenn das Gesetz so kommt, wäre das ein gigantisches Hemmnis für den Welthandel“, sagt Bruns.

Container-Prüfanlagen (CPA) sind in kleiner Zahl bereits im Einsatz. Der Zoll durchleuchtet damit gezielt und stichprobenartig Container, auf den Röntgenbildern sind aber nur indirekte Hinweise auf Zigaretten oder Rauschgift zu erkennen. Zeigt der schemenhafte elektronische Blick Abweichungen von den Formen der deklarierten Ladung, müssen die Zöllner alles von Hand durchwühlen.

Röntgenbilder unterscheiden Mehl nicht von Sprengstoff

Maximal 20 bis 30 Container schaffen die CPA pro Tag. Derzeit werden aber allein über Bremerhaven 1600 Container pro Tag in die USA verschifft. 2012 sollen es bereits 2100 sein. „Da kann man sich vorstellen, wie lang die Schlangen vor den Terminal-Toren sind“, meint Mohns. Dazu kommt: „Die Röntgenbilder sind untauglich, beispielsweise könnte man Mehl nicht von Sprengpulver unterscheiden.“

Offenbar mag dies niemand den Amerikanern so deutlich sagen. Deswegen übt sich die Hafenpolitik in stiller Diplomatie. „Gleich nach den Präsidentschaftswahlen wird das Thema auf die Tagesordnung des transatlantischen Dialoges kommen“, sagt Bruns. Die Europäer wollten das US-Sicherheitsinteresse nicht vom Tisch wischen, sondern Alternativen aufzeigen.

Der Favorit des Bremer Hafensenators Ralf Nagel (SPD), der die deutschen Interessen in Brüssel vorträgt, stammt aus Bremen: Die Raumfahrtfirma EADS Astrium hat ein System entwickelt, das mit Satellitenhilfe jeden Container beobachten und bei unbefugten Eingriffen Alarm schlagen kann. Ob diese Variante oder eine andere zum Zuge kommt, ist der Hafenwirtschaft egal. „Entscheidend ist, dass der Hafenbetrieb nicht zum Erliegen kommt“, sagt Mohns.

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