www.welt.de - 22.10.2008 19:03
Die Preise für Brot aus dem Supermarktregal und Backwaren vom Discounter dürften in den nächsten Monaten weiter steigen. Der Verband deutscher Großbäckereien kündigte an, die Preise wegen der hohen Energie- und Rohstoffpreise anzuheben. Das betrifft vor allem Discounter und Filialketten.
Bei Brot und Brötchen droht nach deutlichen Preiserhöhungen in den zurückliegenden zwölf Monaten bereits die nächste Teuerungswelle. Zahlreiche Großbäckereien wollen in den Jahresgesprächen mit den Handelskonzernen höhere Abgabepreise durchsetzen. Dabei gehe es um eine Größenordnung von ungefähr zwei bis drei Prozent, schätzt der Präsident des Verbandes Deutscher Großbäckereien, Helmut Klemme. Betriebswirtschaftlich seien einige Kostensteigerungen noch nicht eingepreist. Klemme erwartet harte Preisverhandlungen der Backunternehmen mit den Handelskonzernen, die sich laut Medienberichten heftig gegen Preiserhöhungen stemmen.
Zwar habe sich der Getreidemarkt etwas entspannt. Die Branche habe einige Kostensteigerungen bisher aber nur teilweise an ihre Abnehmer weitergeben können, erläuterte Klemme. In anderen Bereichen sei mit Zusatzkosten zu rechnen. „Die Energiepreise laufen aus dem Ruder“, betonte er. Die Abgabepreise der Großbäcker an den Handel seien im vergangenen Jahr erstmals seit vielen Jahren um 5 Prozent gestiegen. Für die Verbraucher sei Brot in den vergangenen zwölf Monaten bis September 2008 im Durchschnitt um 7,3 Prozent teuer geworden. Die Differenz sei damit erklärbar, das der Handel selbst höhere Kosten habe und diese auch weitergeben müsse, hieß es.
Die Großbäckereien besitzen nach Verbandsangaben einen Marktanteil von etwa 60 Prozent. Sie beliefern den Handel sowie die Gastronomie und besitzen zum Teil auch eigene Filialnetze. Die Großbäcker hätten zusammengenommen rund 35 000 Mitarbeiter. Der Gesamtumsatz der Brot- und Backwarenbranche wird auf 15 Milliarden Euro im vergangenen Jahr beziffert. Jeder Bundesbürger esse statistisch gesehen pro Jahr 63 Kilogramm Brot. Der Konsum nehme zu: Im ersten Halbjahr 2008 hätten die privaten Haushalte fast drei Prozent mehr Brot gekauft.
Unterdessen geht die Zahl der inhabergeführten mittelständischen Handwerksbäckereien pro Jahr weiter um durchschnittlich zwei bis drei Prozent zurück. Als Hauptgründe gelten der sich verschärfende Wettbewerb und das Fehlen von Unternehmensnachfolgern. Die Großbäckereien sehen in diesem Trend aber keinen Einfluss auf die weltweit als einmalig geltende Brotvielfalt in Deutschland. Für die Verbraucher ändere sich nichts, betonte Klemme. Großbäckereien hätten "entscheidenden Anteil“ an der Produktvielfalt.
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