Welt Online, 20.10.2008
Bei einem Selbstmordanschlag in Nordafghanistan sind zwei Bundeswehrsoldaten und fünf Kinder getötet worden. Auf ihrer Homepage haben sich die Taliban zu dem tödlichen Anschlag bekannt. Erst Mitte Oktober wurde das Bundeswehr-Mandat für Afghanistan um 14 Monate bis zum 13. Dezember 2009 verlängert.
Bei einem Selbstmordanschlag im Norden von Afghanistan sind nach Angaben der örtlichen Behörden und der Nato zwei deutsche Soldaten getötet worden. Wie der Gouverneur der Provinz Kundus, Mohammad Omar, mitteilte, wurden bei dem Anschlag im Bezirk Tschahar Dara auch fünf afghanische Kinder verwundet.
Omar sagte, der Selbstmordattentäter sei auf einem Fahrrad unterwegs gewesen, als er neben der deutschen Fußpatrouille seinen Sprengsatz gezündet habe. Die deutschen Truppen in Afghanistan sind in jüngster Zeit wiederholt zum Ziel von Anschlägen geworden. Im August wurde dabei ein Soldat getötet, zudem gab es mehrere Verletzte.
Die Taliban haben sich inzwischen zu dem tödlichen Anschlag bekannt. Auf der Homepage der Aufständischen teilte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid wenige Stunden nach dem Anschlag mit, ein Selbstmordattentäter der Aufständischen namens Islamuddin habe sich in die Luft gesprengt. Zu dem Anschlag sei es gekommen, als die „Invasionstruppen“ am Montag Häuser im Dorf Hadschi Amanullah im Distrikt Char Dara nahe der Stadt Kundus durchsucht hätten.
In der afghanischen Hauptstadt Kabul wurde unterdessen eine britische Mitarbeiterin einer christlichen Hilfsorganisation auf offener Straße erschossen. Sie war nach Polizeiangaben am Montagmorgen im Westen der Stadt alleine zu Fuß auf dem Weg zur Arbeit. Ein Taliban-Sprecher bekannte sich zu dem Attentat. Die Britin sei getötet worden, weil sie versucht habe, das Christentum zu propagieren, sagte Sabiullah Mudschahid der Nachrichtenagentur AP.
Die Britin arbeitete in Kabul nach Polizeiangaben mit behinderten Kindern. Ihre Organisation SERVE (Serving Emergency Relief and Vocational Enterprises) beschreibt sich selbst als christliche Hilfsorganisation, die seit 1980 in Pakistan mit afghanischen Flüchtlingen arbeite. Missionare und christliche Hilfsorganisationen sind immer wieder Ziele von Angriffen muslimischer Extremisten oder Opfer von Entführungen geworden.
Bei Kämpfen im Süden des Landes wurden nach Angaben der Behörden 34 Aufständische getötet. Zu dem Gefecht der afghanischen und ausländischen Soldaten sei es am Sonntagabend in der Provinz Helmand gekommen, sagte ein Sprecher.
Erst Mitte Oktober wurde das Bundeswehr-Mandat für Afghanistan um 14 Monate bis zum 13. Dezember 2009 verlängert. Statt 3500 können künftig bis zu 4500 Soldaten im Rahmen der Afghanistan-Unterstützungstruppen (Isaf) eingesetzt werden. Das beschloss der Bundestag am Donnerstagnachmittag. In namentlicher Abstimmung votierten 442 der 570 Abgeordneten für die Vorlage der Bundesregierung. Dagegen standen 96 Neinstimmen und 32 Enthaltungen.
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