Schon wieder eine neue ICE-Panne: Die Bahn hat bei einer Routinekontrolle Schäden an der Achse eines ICET entdeckt. Diese Züge müssen nun öfter zur Inspektion. Auch der ICE3 wird derzeit häufiger als sonst gewartet. In den Fernzügen wird es in den kommenden Tagen deshalb eng für die Fahrgäste.
Das Eisenbahnbundesamt (Eba) hat angeordnet, dass die ICE-3-Züge ab sofort in kürzeren Abständen zur Inspektion müssen. Die Auflage ist eine Folge des Unfalls vom 9. Juli dieses Jahres in Köln. Damals war nach einem Achsbruch ein ICE3 im Hauptbahnhof entgleist. Aufgrund der Untersuchungen fehlt die betroffene Baureihe der Bahn im täglichen Einsatz. Nun werden die Züge knapp. „Wir können nicht mehr in allen Fällen einen Sitzplatz garantieren“, sagte der für den Personenverkehr zuständige Vorstand Karl-Friedrich Rausch.
Zudem hat die Bahn bei einer Routinekontrolle Schäden an der Achse eines ICET entdeckt. „Vergangene Woche wurde an einer Welle dieses Zugtyps ein Anriss von zwei Millimetern Tiefe festgestellt“, sagte Rausch. Dies sei der erste Fund an einem ICE mit Neigetechnik. Nun müssen auch die Züge dieser Bauart öfter zum Check. Zwar würden dadurch keine Züge ausfallen, aber die Zuglänge werde verkürzt, so Rausch.
Bis Ende kommender Woche werden an allen ICE3 und -T-Zügen Ultraschalluntersuchungen der Achsen durchgeführt. In Folge müsse auf den Strecken Hamburg–Berlin–München, Leipzig–Frankfurt sowie dem Ruhrgebiet Richtung Frankfurt und Basel mit „erheblich volleren Zügen“ gerechnet werden, sagte Rausch. Auch mit einer Reservierung könne man ohne Sitzplatz dastehen. „In diesem Fall erstatten wir die Reservierungsgebühr“, kündigte er an.
Die Bahn verfügt über 63 ICE-3- und 67 ICE-T-Züge, die üblicherweise nachts zur Inspektion rollen. Nun sollen sie auch tagsüber untersucht werden, um das Verfahren möglichst schnell zu beenden. Die Kontrolle der 32 Achsen eines Zuges dauert bis zu 16 Stunden.
Alle drei Wochen zum Check
Das Eba hatte in zwei Bescheiden von 6. und 10.Oktober angeordnet, dass die Wartungsintervalle ab dieser Woche von 60.000 auf 30.000 Kilometer verringert werden sollen. Ein ICE3 fährt im Schnitt 1500 Kilometer am Tag und muss nun knapp alle drei Wochen zum Check. „Auf Wunsch der Bahn gibt es jetzt ein etwas groberes Prüfverfahren, dafür kommen die Züge öfter auf den Prüfstand“, sagte EBA-Sprecher Ralph Fischer.
Die Bahn hatte sich zunächst gegen verkürzte Prüfintervalle gewehrt. „Laut Hersteller sind Inspektionen alle 480.000 Kilometer vorgesehen“, sagte Rausch. Am vergangenen Freitag hatten sich Bahn und Eba dann aber vor dem Bundesverwaltungsgericht auf die Vorgaben der Behörde geeinigt. Rausch machte jedoch klar, dass die Bahn die Regelungen möglichst rasch wieder lockern will – allerdings erst, wenn die Ursachen des Unfalls vom 9.Juli bekannt seien.
Zwar gibt es noch keinen abschließenden Bericht über den Grund für den Achsbruch im Kölner Hauptbahnhof. „Aber wie uns die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung mündlich mitgeteilt hat, könnte ein Herstellungsfehler Ursache des Bruchs sein“, sagte Rausch. Eine endgültige Bewertung steht noch aus. Sollte es sich aber tatsächlich um einen Herstellungsfehler handeln, will die Bahn die Zugbauer in Regress nehmen. Der ICE3 wird von dem Konsortium Bombardier/Siemens gebaut.