Washington/Berlin (AFP) - Der US-Kongress unternimmt einen neuen Anlauf zur Rettung des taumelnden Finanzsektors - schon am Abend will der Senat über ein geändertes Rettungspaket abstimmen. Dieses sieht als wichtigste Neuerung eine Anhebung der Garantiesumme für Bankguthaben vor. Damit hätten Kunden bei Bankpleiten mehr Sicherheit. Für das Votum im Senat wollen auch die Präsidentschaftsbewerber Barack Obama und John McCain nach Washington fliegen. Die Börse reagierte mit Kursanstiegen auf die Hoffnung auf Rettung.
Nicht vertrauenswürdig - Banken trauen sich selbst nicht mehr
Wichtigste Änderung in dem 700 Milliarden Dollar schweren Rettungsplan ist die höhere Garantiesumme für Bankguthaben. Diese soll nach Angaben von Republikanern und Demokraten auf bis zu 250.000 Dollar steigen. Damit wurde in den Plan eine Forderung Obamas aufgenommen, der sich auch McCain angeschlossen hatte. Auch der staatliche Einlagensicherungsfonds der US-Banken (FDIC) hatte sich für eine vorübergehende Erhöhung ausgesprochen.
"Es gibt eine zunehmende Vertrauenskrise, die unnötige Ängste auf dem Markt schürt", erklärte FDIC-Chefin Sheila Bair. Wenn die Garantiesumme erhöht wird, hätten Privat- und Geschäftskunden im Falle einer Pleite ihrer Bank mehr Sicherheit für ihre Guthaben. Derzeit ist die Garantiesumme auf 100.000 Dollar begrenzt.
Die Beratungen im Senat über den veränderten Rettungsplan sollen nach Angaben von Republikanern und Demokraten am Abend beginnen, also nach dem Ende des jüdischen Neujahrsfestes. Damit kommt es zu dem äußerst seltenen Fall, dass der Senat nicht auf das Repräsentantenhaus wartet. Dieses will nach dem gescheiterten Versuch vom Montag erst am Donnerstag wieder zusammenkommen. Das Repräsentantenhaus hatte am Montag überraschend das 700 Milliarden Dollar schwere Maßnahmenpaket der Regierung zur Rettung des Finanzsektors abgelehnt.
Das Scheitern des Pakets hatte eine Rekord-Talfahrt der US-Finanzmärkte ausgelöst, am Dienstag erholten sie sich aber wieder leicht. Der Dow Jones Index kletterte zu Börsenschluss um 490,95 Punkte auf 10.856,4 Zähler. Am Vortag hatte er mehr als 770 Punkte eingebüßt und damit nach Punkten den höchsten Tagesverlust in seiner Geschichte verbucht. Dass es am Dienstag wieder aufwärts ging, führten Händler auf die Hoffnung zurück, dass es doch bald zu einer Einigung im Kongress auf konkrete Maßnahmen kommt.