Mindestens 16 Menschen sind bei der Explosion zweier Bomben in Istanbul ums Leben gekommen. Jetzt nahm die Polizei drei Jugendliche fest, die etwas mit der Tat zu tun haben sollen. Zuvor war die PKK in Verdacht geraten, hinter dem Anschlag zu stecken. Doch die kurdische Separatistenorganisation dementierte eine Beteiligung.
Bilder: Blutiger Anschlag in Istanbul
Nach den beiden Bombenanschlägen von Istanbul hat die Polizei laut einem Zeitungsbericht drei Jugendliche festgenommen. Die 16 und 17 Jahre alten Jugendlichen seien im Keller einer Wohnung in der Nähe des Explosionsorts aufgegriffen worden, schrieb die Zeitung „Milliyet“. Die Polizei habe damit am Sonntagabend auf einen Hinweis von Anwohnern reagiert. Die drei hätten erklärt, sie hätten sich in dem Keller versteckt, weil sie nach den Explosionen Angst bekommen hätten, schrieb das Blatt.
Türkischen Medienberichten zufolge hatte die Polizei zunächst Rebellen der kurdischen Separatistenorganisation PKK hinter dem Anschlag vermutet. Die PKK lehnte jedoch jegliche Verantwortung für die Tat ab, "Milliyet" unter Berufung auf Geheimdienstkreise berichtete.
Beim folgenschwersten Terroranschlag in Istanbul seit fünf Jahren waren am Sonntagabend mindestens 16 Menschen getötet worden. Bei der Explosion von zwei Bomben im Abstand von wenigen Minuten wurden 154 Menschen verletzt. 15 von ihnen schwebten noch in Lebensgefahr, teilte das Amt des Gouverneurs von Istanbul mit. „Es bestehen keine Zweifel: Das ist ein Terroranschlag“, sagte Gouverneur Muammer Güler.
Die Sprengsätze waren den Angaben zufolge im europäischen Teil der Stadt auf einem belebten Platz in Mülleimern versteckt. Viele Menschen wurden verletzt, als sie nach der ersten Explosion den Opfern Hilfe leisten wollten. Der stellvertretende Ministerpräsident Hayati Yazici erklärte, es habe sich um einen Terroranschlag gehandelt, es sei jedoch noch unklar, wer das Attentat verübt habe. Die Polizei wollte Bilder von Überwachungskameras in dem Tatbereich analysieren, der abseits der üblichen Touristengegenden liegt.
Zeugenberichten zufolge war die erste Explosion nicht sehr stark. „Viele Menschen kamen, um zu sehen, was los war“, sagte Huseyin Sentürk, der ein Schuhgeschäft in dem Viertel betreibt. „Dann kam es zur zweiten Explosion, die viele Schaulustige verletzte.“ Der belebte Platz war nach den Detonationen voll mit Glasscherben, Kleidungsstücken, Schaufensterpuppen und Trümmerteilen. Die Polizei riegelte das Gelände ab.
Staatspräsident Abdullah Gül und Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan verurteilten den Anschlag auf das Schärfste. „Mit dem Töten unschuldiger Menschen und mit Terrorismus können keine Ziele erreicht werden“, erklärte Gül. „Diese Anschläge zeigen, wie unmenschlich und armselig die Urheber sind.“
Außenminister Frank-Walter Steinmeier zeigte sich erschüttert über den blutigen Anschlag. „Ich verurteile diesen blinden Akt des Terrors aufs Schärfste“, sagte er in einer ersten Reaktion am Rande seines Afghanistan-Besuchs in Masar-i-Scharif. „Deutschland ist in dieser schwierigen Lage an der Seite der Türkei und seiner Menschen. Die Rechnung der Urheber dieses feigen Anschlags darf nicht aufgehen.“
Die türkische Wirtschaftsmetropole Istanbul war zuletzt 2003 von einer Serie schwerer Anschläge erschüttert worden. Bei Selbstmordattentaten auf zwei Synagogen, das britische Konsulat und auf eine britische Bank wurden insgesamt 57 Menschen getötet. 2006 kam bei einer gegen Polizisten gerichteten Bombenexplosion in einem Internetcafe ein Mensch ums Leben, 16 weitere wurden verletzt.
Anfang Juli schließlich eröffnete eine Gruppe Bewaffneter, die Verbindungen zur Terrororganisation al-Qaida gehabt haben sollen, das Feuer auf Wachleute des US-Konsulats. Drei Beamte und drei der Angreifer wurden getötet.
Welt Online, 28.07.2008
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