Ohne weltweiten Druck hätten die Schweiz und andere Steueroasen nicht angekündigt, ihr Bankgeheimnis zu lockern, sagte Steinbrück. Vor wenigen Tagen stellte die Schweiz eine Lockerung ihres Bankgeheimnisses in Aussicht. Das Land will künftig verstärkt Informationen mit anderen Staaten austauschen, um gegen Steuerhinterziehung vorzugehen.
Die Regierung in Bern hatte am Dienstag den deutschen Botschafter Axel Berg einbestellt. Der Schweizer Staatssekretär Michael Ambühl nannte Steinbrücks vorherige Äußerungen dabei „inakzeptabel und respektlos“.
Diese Meinung vertritt auch FDP-Chef Guido Westerwelle. "Herr Finanzminister, diese Art und Weise des Umgangs mit unseren Nachbarländern ist eine schlichte undiplomatische Unverschämtheit“, sagte Westerwelle im Bundestag. "Mit der Peitsche drohen, die Kavallerie gegen die Indianer schicken, ich glaube, diese Art und Weise ist schlichtweg unverantwortlich.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte zuvor das Vorgehen gegen Steuerhinterziehung verteidigt: "Ich sage gerade in bezug auf Steueroasen, dass es richtig und unabdingbar ist, Ross und Reiter mit Namen zu nennen.“ Allein diese Androhung habe schließlich bereits Wirkung bei einigen dieser Länder in Europa gehabt.
Westerwelle warf der Bundeskanzlerin daraufhin vor, er vermisse von ihr ein Wort der Diplomatie. Auch liege das eigentliche Problem nicht in günstigeren steuerlichen Bedingungen im Ausland: "Für den normalen Bürger ist weniger die Oase das Problem, sondern die Wüste drumherum.“ Die Regierung solle lieber dafür sorgen, dass die deutsche Steuerwüste wieder fruchtbarer werde.
Der SPD-Finanzexperte Joachim Poß warf Westerwelle vor, Sympathie für jene Staaten zu hegen, die dafür sorgten, dass den ehrlichen deutschen Steuerzahlern Milliarden Euro entzogen würden. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast griff das Bild von den Oasen auf und erklärte, dort würden die großen Kamele den anderem das Wasser wegsaufen.