Kondome helfen nicht gegen das Aids-Problem, sondern verschlimmern es noch, meint der Papst. Diese Ansicht sorgt bei afrikanischen Hilfsorganisationen und Politikern für Unverständnis. Auch in Deutschland regt sich Kritik an Benedikt XVI. Besonders hart geht Grünen-Chefin Claudia Roth mit dem Kirchenoberhaupt ins Gericht.
Mit der Ächtung von Kondomen hat Papst Benedikt XVI. zum Auftakt seiner Afrikareise Kritik auf sich gezogen. Der Papst sollte besser die Verbreitung von Kondomen fördern und den Menschen ihre Verwendung beibringen, wenn er es ernst meine mit dem Kampf gegen Aids, sagte Rebecca Hodes von der südafrikanischen Organisation Treatment Action Campaign.
Mit seiner Opposition gegen die Verhütung zeigte Bedenikt, „dass ihm das religiöse Dogma wichtiger ist als das Leben von Afrikanern“, sagte Hodes. Es sei richtig, dass Kondome nicht die einzige Lösung für die Aids-Probleme in Afrika seien. Sie seien aber eines von wenigen erprobten Mitteln, um HIV-Infektionen zu verhindern.
Auch in der kamerunischen Hauptstadt Yaounde, der ersten Station von Benedikts Afrikareise, lösten dessen Äußerungen kritische Reaktionen aus. „Wir brauchen Kondome, um uns gegen Aids und andere Krankheiten zu schützen“, sagte der Lehrer Narcisse Takou.
Stanley Obale Okpu vom Ministerium für Stadtentwicklung meinte: „Was der Papst sagt, ist ein Ideal für die katholische Kirche. Aber er muss auf die Realität an der Basis schauen.“ In ganz Afrika seien Kondome sehr wichtig, nicht nur für den Kampf gegen Aids, sondern auch zur Geburtenkontrolle.
Benedikt XVI. hatte auf dem Flug nach Kamerun vor Journalisten gesagt, die Verteilung von Kondomen sei nicht für die richtige Lösung im Kampf gegen Aids. „Im Gegenteil, es vergrößert das Problem“, sagte der Papst.
Auch das Weltkinderhilfswerk Unicef reagierte mit Unverständnis auf diese Äußerung. Erwachsene und Jugendliche müssten wissen, wie man sich vor Aids schützen könne, sagte die deutsche Geschäftsführerin Regine Stachelhaus dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Und Kondome seien nun einmal Teil der weltweiten Aufklärungskampagnen, bei denen sexuelle Abstinenz und Treue ebenfalls eine Rolle spielten.
Auch Politiker äußerten sich kritisch. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte der „Hamburger Morgenpost“: „Bei allem Respekt vor dem Papst, und ich bin selbst Katholik, aber diese Position halte ich für absurd.“
Als „höchst unverantwortlich“ bezeichnete die Grünen-Chefin Claudia Roth die Haltung Benedikts. „Der Papst setzt damit eine kontraproduktive, destruktive, lebensfremde und liebesfeindliche Politik fort, die jeglichen vernünftigen Ansatz bei der Bekämpfung der HIV- und Aids-Epidemie zunichte macht“, sagte sie dem Blatt.