Köln (dpa) - Bei der Suche nach dem zweiten Vermissten unter den Trümmern des Kölner Stadtarchivs haben Einsatzkräfte die Geldbörse und die Jacke des gesuchten 24-Jährigen entdeckt. Die beiden Fundstücke lagen an zwei verschiedenen Stellen am Unglücksort, teilte die Stadt am Montag mit.
Nach dem Studenten Khalil G. selbst wird weiter gesucht. Spürhunde schlugen aber zunächst nicht mehr an. Die Suchaktion war auch in der Nacht fortgesetzt worden. Der 17-jährige Bäckerlehrling Kevin K. war in der Nacht zu Sonntag aus den Schuttbergen tot geborgen worden. Beide Männer wohnten in einem angrenzenden Haus, das am Dienstag mit dem Archiv einstürzte.
Am Montagmorgen hatten die Suchhunde an mehreren Stellen nicht mehr angeschlagen, sagte ein Feuerwehr-Sprecher. Nachdem die Einsatzkräfte 5,50 Meter tief in den Schutthaufen hineingegraben hatten, wurde die Suche mit den Spezialhunden «weiter nach hinten» ausgedehnt.
Rund 140 Helfer hatten die ganze Nacht in den Schuttbergen nach dem 24-Jährigen gesucht. Zum Teil trugen sie das Geröll mit den Händen ab. Bei dem Einsturz des Archivgebäudes hatten die Bewohner der beiden mit hinabgerissenen Nachbarhäuser und auch weitere Anwohner ihre Wohnungen verloren. Am Montagvormittag rollten Speditionswagen an, um das Hab und Gut der betroffenen Bewohner abzutransportieren. Zusammen mit Feuerwehrleuten räumten Familien Besitztümer aus den Wohnungen eines Hauses. «Das Erdgeschoss ist freigeräumt, wir holen alles 'raus», sagte ein Feuerwehr-Sprecher. Ein Statiker überprüfte die Stabilität des Hauses.
Bereits am Sonntag hatten zehn Betroffene zur Verfügung gestellte Wohnungen bezogen, wie die Stadt mitteilte. Zudem seien von Privatleuten mehr als 100 Wohnungen angeboten worden. Viele der Anwohner hätten alles verloren. Die Hilfsbereitschaft sei groß, sagte eine Stadt-Sprecherin.
Das bedeutende Historische Archiv der Stadt Köln und die beiden Nachbarhäuser waren vergangenen Dienstag vermutlich infolge des U-Bahn-Baus eingestürzt. Vor allem die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) stehen in der Kritik. Vorstandssprecher Jürgen Fenske hatte sich am Sonntag bei den Angehörigen des Opfers und allen Betroffenen entschuldigt. Fehler räumte das Unternehmen aber nicht ein.
Auch mit Blick auf die laufenden Ermittlungen machten die KVB keine Angaben zu Vorwürfen von externen Fachleuten, die von Versäumnissen und Schlamperei sprachen. Medienberichten zufolge wussten KVB und Baufirmen seit längerem von ernsthaften Problemen bei der Grundwasser-Ableitung in Archiv-Nähe. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit dem Fund der Leiche auch wegen fahrlässiger Tötung gegen Unbekannt und hat mehrere Gutachter eingesetzt.