Welt Online, 05.03.2009
An der Einsturzstelle des Kölner Stadtarchivs ist der Abriss der benachbarten Häuserruinen seit dem frühen Donnerstagmorgen in vollem Gange. Mit schwerem Räumgerät und Baggern werden zunächst die Überreste des rechten Nachbarhauses Nr. 218 abgetragen, teilte die Feuerwehr mit.
Der Abriss müsse sehr vorsichtig Stück für Stück erfolgen. Danach arbeite man sich von der Rückseite an das Haus auf der linken Seite mit der Hausnummer 230 heran. „Der Beginn der Suche nach den zwei Vermissten wird vermutlich noch 24 Stunden dauern“, sagte Einsatzleiter Frank Stobbe. „Wir arbeiten hier immer noch unter Lebensgefahr.“ Die Sicherung der eigenen Kräfte habe Priorität.
Das Archivgebäude war am Dienstag nach vorn gekippt und in dem 28 Meter tiefen Schacht einer U-Bahn-Baustelle versunken. Ein Zusammenhang des Unglücks mit der Baustelle gilt als wahrscheinlich. Bis zum Mittwochabend waren nach Angaben der Feuerwehr rund 1300 Kubikmeter Beton in die Grube gepumpt worden, um die Unglücksstelle zu stabilisieren; weitere 400 Kubikmeter kamen in der Nacht hinzu.
Die Reste der angrenzenden Häuser seien sehr viel fragiler als zunächst angenommen, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Das hätten Messungen mit Spezialgeräten am Mittwoch ergeben.
Die Feuerwehr hatte den Anwohnern am Mittwochabend erlaubt, einzelne Gebäude im Umfeld der Einsturzstelle wieder zu betreten. Für ein benachbartes Altenheim sowie für einige Wohngebäude am Georgsplatz bestehe keine Gefahr mehr, hieß es.
Am Abend und in der Nacht hatten Helfer außerdem den Trümmerberg im südlichen Teil des Unglücksortes mit Planen provisorisch abgedeckt. So soll das wertvolle Archivmaterial unter dem Schutt vor dem Eindringen von Wasser geschützt werden. Für die kommenden Tage sind erhebliche Regenfälle angekündigt worden.
Feuerwehrdirektor Stefan Neuhoff hatte am Mittwoch gesagt, in dem Bauschacht sei aus unbekannten Gründen eine Öffnung entstanden, in die große Mengen Erde nachgerutscht seien. Dadurch sei dem Historischen Archiv praktisch der Boden entzogen worden, so dass es umkippte und zwei angrenzende Häuser mit sich riss.
In der Baugrube entsteht eine Weichenanlage, an der die U-Bahnen von der einen in die andere Röhre wechseln können. Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) kündigte eine Überprüfung des U-Bahn-Baus an.
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