Washington (dpa) - Mit einer dramatischen Rettungsaktion haben US-Elitesoldaten den US-Kapitän Richard Phillips unverletzt aus der Hand somalischer Piraten befreit. Drei der vier Piraten, die den 53-Jährigen seit Mittwoch auf einem Rettungsboot in ihrer Gewalt hielten, wurden von Scharfschützen getötet.
Man habe sich dazu «binnen eines Sekundenbruchteils» entschlossen, weil das Leben des Kapitäns «in unmittelbarer Gefahr» gewesen sei, sagte Marinesprecher Vize-Admiral William Gortney. Phillips sei wohlauf und gesund. Er ruhe sich zunächst auf dem US-Kriegsschiff «USS Boxer» aus. Der vierte Pirat sei in Gewahrsam genommen worden.
Nach den Worten Gortneys zielte einer der Piraten mit einem Schnellfeuergewehr auf den Rücken des Kapitäns, worauf hin sich der Kommandant zum Eingreifen entschloss. Die Scharfschützen der Marine hätten von Bord des Kriegsschiffs «USS Bainbridge» aus gefeuert, das 25 bis 30 Meter von dem Rettungsboot entfernt gelegen habe. Der Kommandant habe sich zweimal von Präsident Barack Obama bestätigen lassen, dass er zu Gewalt greifen könne, sollte das Leben des Kapitäns auf dem Spiel stehen. Der vierte Pirat habe sich zu Verhandlungen über die Freilassung des Kapitäns auf der «Bainbridge» befunden, hieß es weiter.
Präsident Obama zeigte sich hoch erfreut über die Befreiung des Kapitäns. «Ich bin sehr glücklich, dass Kapitän Phillips gerettet ist», teilte Obama mit. «Sein Mut ist Vorbild für alle Amerikaner.» Er sei zudem «sehr stolz» auf die Anstrengungen des Militärs sowie vieler US-Behörden, die sich unermüdlich für die Freilassung eingesetzt hätten. Die Vereinigten Staaten seien weiterhin entschlossen, durch internationale Zusammenarbeit die wachsende Piraterie in der Region zu stoppen.
Der Chef von Phillips' Reederei, John Reinhart, überbrachte eine Botschaft des Kapitäns, in der er die Soldaten als «wahre Helden» bezeichnete. «Sie sind diejenigen, die mich nach Hause gebracht haben», zitierte Reinhart den Schiffsführer.
Das Geiseldrama hatte am Mittwoch begonnen, als die vier Piraten versuchten, den Containerfrachter «Maersk Alabama» rund 500 Kilometer vor der somalischen Küste in ihre Gewalt zu bringen. Der Überfall schlug fehl, stattdessen nahmen die Seeräuber Kapitän Phillips als Geisel, verschleppten ihn auf das rundum geschlossene Rettungsboot und forderten Lösegeld für seine Freilassung. Während der folgenden Tage näherte sich das Boot unablässig der somalischen Küste, wobei es von US-Kriegsschiffen begleitet worden war.