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Hauptseite » 2009 » April » 8 » Barack Obama zu Blitzbesuch im Irak eingetroffen
Barack Obama zu Blitzbesuch im Irak eingetroffen
12:35
www.welt.de - 07.04.2009 19:27

US-Präsident Barack Obama ist zu einem nicht angekündigten Besuch im Irak eingetroffen. Er flog von der Türkei aus in das arabische Land. Wenige Stunden vor Obamas Ankunft war in einem schiitischen Viertel der Hauptstadt Bagdad eine Bombe explodiert. Mindestens neun Menschen kamen ums Leben.

Der amerikanische Präsident Barack Obama ist am Dienstag überraschend zu einem Besuch in der irakischen Hauptstadt Bagdad gelandet. Obama landete gegen 16.30 Uhr Ortszeit (15.30 Uhr MESZ) auf dem internationalen Flughafen von Bagdad.

Es ist Obamas erster Besuch im Irak seit seinem Amtsantritt als Präsident. Geplant ist unter anderem ein Treffen des Präsidenten mit dem Kommandierenden der US-Truppen im Irak, Ray Odierno. Die Entscheidung zu dem Abstecher nach Bagdad sei gefallen, weil es Gesprächsbedarf mit der irakischen Führung gebe und Obama mit seinem Besuch bei den Truppen deren Einsatz würdigen wolle, so ein Sprecher. Obama plane mit hochrangigen Militärs zusammenkommen und mit der irakischen Führung zu telefonieren, teilte das Präsidialamt in Washington dazu mit. Das Wetter lasse keine Hubschrauber-Reisen für direkte Gespräche zu. Obama plant in den kommenden Monaten einen umfangreichen Abbau der US-Truppen im Irak. Im Februar hatte Obama bekannt gegeben, dass bis Ende August 2010 zunächst die Kampftruppen in die USA heimkehren sollen. Bereits in den nächsten sechs Monaten sollen 12.000 Soldaten das Land verlassen. Ein Übergangskontingent von 35.000 bis 50.000 Soldaten soll dann noch bis Ende 2011 im Irak bleiben. Derzeit sind mehr als 140.000 US-Soldaten in dem Land stationiert.

Türkei-Besuch begleitet von heftigen Protesten

Mit einem Bekenntnis zu einem Neuanfang im Verhältnis zwischen dem Westen und der islamischen Welt schloss Obama zuvor seine Europareise ab. Seine Regierung wolle den Dialog „mit der muslimischen Welt voranbringen“, sagte Obama in Istanbul. Das Weiße Haus bezeichnete den Türkei-Besuch am Ende der einwöchigen Europa-Tour des Präsidenten als Erfolg. Obama, der bereits am Montag in Ankara der islamischen Welt einen Dialog angeboten hatte, betonte bei einem Treffen mit Studenten in Istanbul, er persönlich sei entschlossen, einen solchen Neuanfang zu wagen. Obama unterstrich die Bedeutung der Türkei für die USA und bekräftigte seine Forderung nach einer Aufnahme des Landes in die EU. Der Präsident räumte ein, dass die USA in dieser Frage kein Mitspracherecht haben – „aber das hält mich nicht davon ab, eine Meinung zu haben“.

 

Obama-Berater David Axelrod sagte nach türkischen Medienberichten, mit dem Besuch Obamas in der Türkei habe die Wiederherstellung der engen Beziehungen zwischen Washington und Ankara begonnen. In den vergangenen Jahren war das türkisch-amerikanische Verhältnis vor allem durch den Streit um den Irak-Krieg belastet worden. Vor seinem Besuch in der Türkei hatte Obama am G-20-Gipfel in London, am Nato-Gipfel in Straßburg und am EU-USA-Gipfel in Prag teilgenommen.Zusammen mit dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan besuchte Obama am Dienstag in Istanbul die Hagia Sophia und die Blaue Moschee. Die 1500 Jahre alte Hagia Sohpia diente zunächst als Hauptkirche des byzantinischen Reiches, wurde dann zur wichtigsten Moschee der Osmanen und ist heute ein Museum. Die aus dem 17. Jahrhunderten stammende Blaue Moschee in unmittelbarer Nachbarschaft der Hagia Sophia ist eine der größten Sultansmoscheen der Stadt. Zuvor traf Obama Vertreter verschiedener Religionen. In seinem Hotel empfing der Präsident den Istanbuler Mufti Mustafa Cagrici, Oberrabiner Ishak Haleva, den stellvertretenden armenischen Patriarchen Aram Atesyan und den aramäischen Metropoliten Yusuf Cetin. Anschließend traf der US-Präsident mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen Bartholomäus I. zusammen; Bartholomäus ist das geistliche Oberhaupt von mehr als 300 Millionen orthodoxen Christen in aller Welt. In dem Gespräch ging es unter anderem um die Forderung nach Wiedereröffnung einer orthodoxen Priesterschule in Istanbul, die seit 1971 geschlossen ist. Obama hatte die Türkei am Vortag aufgerufen, die Schule wieder zu öffnen. Unterdessen teilte die türkische Polizei mit, am vergangenen Freitag sei ein in Istanbul lebender Syrer unter dem Verdacht festgenommen worden, er habe einen Mordanschlag auf Obama geplant. Demnach wollte der Mann den US-Präsidenten in Istanbul mit einem Messer töten. Der offenbar geistig verwirrte Mann sei inzwischen wieder auf freiem Fuß; der Präsident sei zu keiner Zeit gefährdet gewesen, hieß es.

Merkel beendet Afghanistan-Reise vorzeitig

Bundeskanzlerin Angela Merkel beendete ihre Überraschungsreise nach Afghanistan wegen ungünstiger Flugbedingungen vorzeitig. Weil wegen einer Schlechtwetterfront der Hubschrauberflug zum hoch in den Bergen gelegenen Bundeswehr-Standort Feisabad im Nordosten nicht möglich war, kehrte sie am Dienstagnachmittag vier Stunden früher als geplant nach Deutschland zurück. Die Besichtigung des Standorts Feisabad wurde gestrichen.Auf der Reise war deutlich geworden, dass Deutschland immer stärker den Akzent auf die Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte legen will. Mehrfach bezeichnete es Merkel als Ziel, die Afghanen in die Lage zu versetzen, selbst für ihre Sicherheit zu sorgen. „Die Afghanen müssen sich selbst verteidigen können“, sagte die Kanzlerin noch am Montagabend im Bundeswehr-Hauptquartier Masar-i-Scharif. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dpa gibt es nach dem Gipfel von Straßburg und Baden-Baden innerhalb der Nato-Staaten Überlegungen, die Zahl der einheimischen Polizisten in Afghanistan stärker zu erhöhen als bisher geplant. Derzeit absolvieren 30.000 Beamte in Afghanistan ihren Dienst. Die Nato hat sich Angaben aus der deutschen Delegation zufolge geeinigt, zur Ausbildung von 82.000 Afghanen beizutragen. Nun liefen Gespräche, eine Zahl von 134.000 Männern anzustreben, hieß es. Dann wäre die afghanische Polizei ebenso groß wie die Armee. Eine Entscheidung könnte noch im Sommer fallen. Derzeit gibt es 70.000 afghanische Soldaten. Merkel sagte, die Bundeswehr solle „nicht länger als notwendig“ in dem Land bleiben. Sie nannte aber wie bisher kein konkretes Datum für das Ende des Einsatzes. Die Kanzlerin sprach sich dafür aus, „ambitioniert“ den Aufbau der afghanischen Streitkräfte voranzutreiben. Deutschland hat bereits 2002 mit der Polizeiausbildung begonnen. Grundlage ist ein Abkommen mit der afghanischen Regierung. Zusätzlich kümmert sich auch die so genannte Europäische Polizeimission (Eupol) darum. Diese Mission war aber nur schwer in Gang gekommen. Deutschland hat derzeit 39 Ausbilder nach Afghanistan entsandt. Die Zahl soll demnächst weiter aufgestockt werden. 110 Trainingsexperten stünden für den sofortigen Einsatz zur Verfügung, hieß es. Die Kanzlerin und Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) warnten davor, im jetzigen Stadium über eine Reduzierung der deutschen Präsenz im Norden nachzudenken. In den nächsten Monaten wird die Zahl der deutschen Soldaten auf 4400 steigen. Jung sagte, die afghanische Armee sei im Norden nicht soweit, für Sicherheit zu sorgen.Merkel und Jung waren während des Aufenthalts mehrfach mit der unsicheren Lage in dem Land konfrontiert. Am Montag waren auf das Feldlager Kundus zwei Raketen abgefeuert worden, kurz nachdem Merkel in Richtung des deutschen Hauptquartiers Masar-i-Scharif abgeflogen war. In dem auf 2000 Meter hoch gelegenen Feisabad ist neben Kundus das zweite Wiederaufbauteam Deutschlands stationiert. In enger Abstimmung zwischen Bundeswehr und zivilen Helfern auch von Nicht-Regierungsorganisationen wird versucht, neben der Sicherheit auch die Lebensverhältnisse in Afghanistan zu verbessern.

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