Die Zahl der Toten nach dem schweren Erdbeben in den Abruzzen ist nach Angaben des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi auf 207 gestiegen. 15 Menschen würden noch vermisst, teilte er mit.
Ein starkes Nachbeben erschütterte am Dienstagvormittag die italienische Erdbebenregion um L'Aquila. Nach ersten Angaben des US-Instituts Geological Survey lag die Stärke bei etwa 4,8. Die Erschütterungen waren auch im etwa 100 Kilometer entfernten Rom zu spüren.
Beim schwersten Erdbebens in Italien seit fast 30 Jahren seien 1500 Menschen verletzt, teilte die Zivilschutzbehörde mit. Rund 17.000 seien obdachlos geworden.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sprach den Betroffenen sein Mitgefühl aus. „Die schrecklichen Nachrichten und Bilder vom schweren Erdbeben in den Abruzzen, dem so viele Menschen zum Opfer gefallen sind und das so verheerende Zerstörungen angerichtet hat, erfüllen mich mit Trauer und Bestürzung“, schrieb Steinmeier am Dienstag nach Angaben des Auswärtigen Amtes an seinen italienischen Kollegen Franco Frattini. Steinmeier bot den italienischen Rettungskräften Unterstützung an.
Einen Tag nach dem schweren Erdbeben in den italienischen Abruzzen suchen Rettungskräfte in einem Rennen gegen die Zeit nach weiteren Überlebenden. 34 Menschen werden in der besonders betroffenen Regionalhauptstadt L'Aquila noch vermisst. In der Nacht wurde eine Studentin nach 23 Stunden lebend aus den Trümmern geborgen. Der Fall spornt die Rettungskräfte an.
Nach 23 Stunden wurde in den frühen Morgenstunden eine 24-jährige Studentin aus den Überresten eines vierstöckigen Hauses in L'Aquila gerettet, wie die Nachrichtenagentur ANSA meldete. In den Trümmern des Gebäudes im Zentrum der mittelalterlichen Stadt wurden noch weitere Menschen vermisst.
In L'Aquila übernachteten dutzende Überlebende bei Temperaturen um den Gefrierpunkt in ihren Autos auf einem großen Parkplatz. Andere Erdbebenopfer wurden in Kasernen, Stadien und Sporthallen untergebracht, viele flüchteten aus der Katastrophenregion und suchten Unterkunft bei Freunden oder Verwandten.
Im mittelalterlichen Stadtkern von L'Aquila gibt es praktisch keine Straße ohne schwer beschädigte Gebäude. Zahlreiche Gebäude aus dem Barock und der Renaissance stürzten ein, Kirchen und ein Schloss aus dem 15. Jahrhundert wurden beschädigt. Die Regierung gab nach einer Krisensitzung am Montagabend eine Nothilfe von 30 Millionen Euro frei. Nach einer ersten Schätzung von Infrastrukturminister Altero Matteoli wird es etwa 1,3 Milliarden Euro kosten, die beschädigten Gebäude wiederaufzubauen.