Es war das große Projekt von Familienministerin Ursula von der Leyen: Das Elterngeld sollte den Deutschen endlich wieder Lust aufs Kinderkriegen machen. Doch 2008 blieb der Erfolg aus: Es kamen weniger Kinder zur Welt als noch drei Jahre zuvor. Der Sterbeüberschuss erreicht sogar seinen Höchststand.
Trotz des Elterngeldes ist die Zahl der Geburten in Deutschland im vergangenen Jahr wieder gesunken. 2008 seien 675.000 Kinder zur Welt gekommen, teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mit. Dies waren 8000 und damit 1,1 Prozent weniger als im Jahr davor.
In den Jahren 2005 und 2007 wurden jeweils um die 685.000 Neugeborene gezählt. Ein Tiefststand wurde 2006 mach Angaben des Statistischen Bundesamts mit nicht einmal 673.000 Geburten registriert.
Vor allem im letzten Quartal lag die Geburtenrate deutlich unterhalb des Vorjahres. Von Januar bis September war die Geburtenzahl noch um 3400 auf 517.549 gestiegen. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen hatte aufgrund der Auswertung der ersten drei Quartale daher im Februar von einem anhaltend positiven Trend bei der Geburtenrate gesprochen und diesen insbesondere auf das Elterngeld zurückgeführt.
Das Statistische Bundesamt hatte ursprünglich gar 680.000 bis 690.000 Geburten für das Gesamtjahr prognostiziert. In den letzten Monaten des Jahres 2008 war die Geburtenentwicklung aber erkennbar schwächer geworden.
Nun sprach von der Leyen von einem „ungewöhnlichen Einbruch“ der Geburtenzahlen im letzten Quartal 2008, den niemand habe voraussehen können. Der Rückgang zeige, wie sehr der Mut zu Kindern „ein zartes Pflänzchen“ sei.
Von der Leyen mahnte zugleich Arbeitgeber, Verständnis für die Anliegen von Familien zu zeigen. Dazu gehöre es auch, gerade in Krisenzeiten gut ausgebildete Fachkräfte „nicht in andere Länder ziehen lassen, wo Vereinbarkeit schon Alltag ist“.
2008 erreichte der Gestorbenen-Überschuss in Deutschland nach Angaben der Statistiker den höchsten Stand seit Bestehen der Bundesrepublik. Demnach wurden im vorigen Jahr 168.000 Kinder weniger geboren als Menschen starben. Im Jahr 2007 betrug die Zahl 141.000, 2006 knapp 149.000.
Die Zahl der Eheschließungen belief sich im Jahr 2008 auf 375.000. Das waren 7.000 mehr als 2007 und bedeutete seit 2004 erstmals wieder einen Anstieg.