www.welt.de - 06.04.2009 19:59
Der mutmaßliche NS-Verbrecher John Demjanjuk kann aus den Vereinigten Staaten ausgeliefert werden, um in Deutschland vor Gericht gestellt zu werden. Ein US-Gericht hob die Aussetzung der Abschiebung heute auf. Die Münchner Staatsanwaltschaft wirft Demjanjuk Beihilfe zum Mord an mindestens 29.000 Juden vor.
Der mutmaßliche NS-Verbrecher John Demjanjuk kann nun doch aus den USA nach Deutschland ausgeliefert werden, wie ein Gericht in den USA jetzt entschieden hat. Die Entscheidung eines Richters, der die Abschiebung vorläufig ausgesetzt hatte, wurde aufgehoben.Die deutschen Justizbehörden hatten ursprünglich heute Demjanjuks Ankunft in Deutschland erwartet. Doch ein Richter im US-Staat Virginia ordnete nach einem Eilantrag des 89-Jährigen wegen gesundheitlicher Probleme in letzter Minute eine Überprüfung an.
In Deutschland besteht gegen den staatenlosen Demjanjuk seit März ein Haftbefehl. Die Münchner Staatsanwaltschaft wirft ihm Beihilfe zum Mord an mindestens 29.000 Juden vor. Der gebürtige Ukrainer soll im Sommer 1943 als Aufseher im Vernichtungslager Sobibor daran beteiligt gewesen sein, die Menschen von den Zügen direkt in die Gaskammern zu treiben.
Demjanjuk soll 1942 als Soldat der Roten Armee in Kriegsgefangenschaft geraten sein. Wie auch andere Gefangene haber er sich dann entschieden, mit den deutschen Truppen zu kooperieren. Daher wurde er nach den Ermittlungen zunächst im besetzten Polen als KZ-Aufseher in Sobibor eingesetzt.
Nach dem Krieg soll Demjanjuk vorübergehend in Landshut, Regensburg und Bad Reichenhall gewesen sein, und auch in einem Lager in Feldafing bei München. Dies ist der Grund dafür, dass nun Staatsanwälte aus München gegen Demjanjuk ermitteln. Vor seiner Ausreise 1952 über Bremerhaven in die USA soll Demjanjuk auch noch zeitweise in verschiedenen Städten Baden-Württembergs gelebt haben.
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