Nach dem Erdbeben in Mittelitalien geht die Suche nach Überlebenden weiter. Helfer suchen teils mit bloßen Händen und Eimern in den Überresten eines Wohnheimes nach mehreren vermissten Studenten. Die Opferzahl erhöhte sich unterdessen auf über 179. Etwa 1.500 Menschen wurden verletzt, Zehntausende sind obdachlos.
Bei der Suche nach den Studenten setzte die Feuerwehr auch Hunde und einen Kran ein. Das Wohnheim gehört zur Universität der Stadt L'Aquila. An anderen Stellen waren die Retter erfolgreich: So konnten eine 21-jährige Frau und ein 22-jähriger Mann aus den Trümmern eines fünfstöckigen Wohnhauses gezogen werden. Die Arbeiten wurden immer wieder unterbrochen, um mögliche Lebenszeichen aus zerstörten Gebäuden nicht zu überhören. Zudem gab es am frühen Morgen mehrere Nachbeben.
Nach offiziellen Angaben wurden bei dem Beben 10.000 bis 15.000 Gebäude beschädigt oder zerstört. Nach Worten des Bürgermeisters von L'Aquila, Massimo Cialente, sind etwa 100.000 Menschen ohne Obdach. Bei dem schweren Erdbeben sind mindestens 179 Menschen ums Leben gekommen. Vermisst würden noch 34 Menschen, teilte das Koordinierungszentrum der Rettungskräfte in der Abruzzen-Stadt L'Aquila mit.
Ministerpräsident Silvio Berlusconi rief den Notstand aus und sagte eine geplante Reise nach Moskau ab, um ins Katastrophengebiet zu fahren. Betroffen sind 26 Ortschaften rund um L'Aquila. So wurde die Kleinstadt Onno praktisch dem Erdboden gleichgemacht.
Staats- und Regierungschefs aus der ganzen Welt sendeten Beileidsbekundungen nach Italien, darunter Kanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama. Nach Angaben des Vatikans betete Papst Benedikt XVI. für die Opfer und besonders die Kinder.
Das Hauptbeben hatte laut italienischen Geologen eine Stärke von 5,8, amerikanische Seismologen maßen sogar 6,3. Es riss die Menschen am Montagmorgen um 3.32 Uhr aus dem Schlaf, Tausende rannten panikartig ins Freie. Die Erschütterungen waren im rund 100 Kilometer südwestlich gelegenen Rom noch zu spüren. Dort wurden neue Risse in den Ruinen der Caracalla-Thermen aus dem dritten Jahrhunderte registriert.
Dagegen wurden in der Abruzzen-Hauptstadt L'Aquila mit rund 70.000 Einwohnern viele Häuser zerstört. Laut Bürgermeister Cialente sind vor allem moderne Wohnblocks betroffen. Diese sind häufig nicht auf Erdbeben ausgerichtet. Auch der mittelalterliche Stadtkern blieb nicht verschont.
Dem Kulturministerium zufolge stürzten die Außenwand einer Kirche aus dem 13. Jahrhundert sowie der Glockenturm einer Renaissance-Kirche ein. Auch die Kathedrale und das Schloss wurden beschädigt.
Das Beben war das schwerste in Italien seit fast 30 Jahren. Am 23. November 1980 wurden bei einem Erdstoß der Stärke 6,9 im Süden des Landes rund 3.000 Menschen in den Tod gerissen. Zuletzt wurde Italien am 31. Oktober 2002 von einem heftigen Beben heimgesucht. Bei dem Erdstoß der Stärke 5,4 wurden 28 Menschen in der Region Molise getötet. 27 von ihnen waren Kinder, deren Schule einstürzte.