Hamburg (dpa) - Mindestens 38 Menschen sind am Wochenende bei Unwettern und Lawinenabgängen in Spanien, Frankreich, Schottland, der Türkei und Deutschland ums Leben gekommen.
In Spanien kostete ein Orkan mit Windgeschwindigkeiten von fast 200 Stundenkilometern zwölf Menschen das Leben und richtete erhebliche Schäden an. Unter den Opfern waren auch vier Kinder, die beim Einsturz einer Sporthalle in Sant Boi de Llobregat bei Barcelona unter den Trümmern des Gebäudes ums Leben kamen. In Südfrankreich starben beim zweiten «Jahrhundertsturm» binnen zehn Jahren am Samstag vier Menschen. Der Orkan «Klaus» fegte mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 192 Kilometer pro Stunde von der Biscaya in Richtung Mittelmeer, riss Bäume und Strommasten um und deckte Dächer ab.
In Deutschland kam östlich von Offenbach ein 40 Jahre alter Mann ums Leben, als sein Wagen auf eisglatter Fahrbahn mit einem entgegenkommenden Auto zusammenstieß. In Gerabronn (Baden- Württemberg) wurde ein 70 Jahre alter Mann am Freitagabend von einem Scheunentor erschlagen, das der Sturm aus der Verankerung gerissen hatte. In Oelde (Nordrhein-Westfalen) starb eine 57 Jahre alte Frau, als sie mit ihrem Wagen bei überfrierender Nässe auf die Gegenfahrbahn geriet und mit einem entgegenkommenden Auto zusammenstieß. Bei einem Erdrutsch auf der Autobahn 98 im Landkreis Konstanz wurden fünf Menschen verletzt, einer davon schwer.
Bei dem Einsturz der Sporthalle bei Barcelona wurden 13 weitere Kinder und zwei Betreuer verletzt. Im Norden Spaniens sowie an der Mittelmeerküste starben nach Angaben des Zivilschutzes acht Menschen. Die meisten von ihnen wurden von umstürzenden Bäumen oder Mauern erschlagen. Vor der Küste Galiciens ertrank ein Fischer bei einer Bergungsaktion. In dieser Region im Nordwesten des Landes erreichten die Böen Spitzengeschwindigkeiten von 194 Stundenkilometer. Vor der Küste wurden bis zu 21,5 Meter hohe Wellen gemessen.
In Nordspanien waren 700 000 Menschen stundenlang ohne Strom, weil der Orkan Hochspannungsleitungen beschädigt hatte. Zahlreiche Straßen waren wegen entwurzelter Bäume gesperrt. Bei der Bahn kam es zu Verspätungen. Mehr als 50 Flüge wurden abgesagt. Mallorca und die übrigen Balearen-Inseln waren wegen des Unwetters von der See nicht zu erreichen, die Schiffsverbindungen wurden eingestellt. Der Orkan war nach Rundfunkberichten der schwerste Sturm der vergangenen 15 Jahre. Er wütete auch im Nachbarland Portugal, wo Dutzende Bäume entwurzelt wurden und mehrere Straßen blockiert waren.
In Frankreich waren wegen des Sturms Millionen auch am Sonntag noch ohne Strom. Eine Million Festnetz- und Handy-Anschlüsse sowie eine unbekannte Zahl Wasseranschlüsse fielen aus, berichteten die Versorgungsunternehmen. Für das Atomkraftwerk Blaye nordöstlich von Toulouse war zeitweise der Notfallplan aktiviert. Météo France verglich den Sturm mit dem Wintersturm «Lothar», der im Dezember 1999 weite Gebiete West- und Mitteleuropas verheert hatte. Damals waren allein in Frankreich 92 Menschen ums Leben gekommen.
In neun Départements verhängte Météo France erstmals wegen des Sturms Alarmstufe Rot. Am Sonntag hoben die Behörden regionale Fahrverbote wieder auf. Am Samstag waren zwei Autofahrer von umstürzenden Bäumen erschlagen worden. Bei Dax wurde ein Mann auf seinem Grundstück von herumfliegenden Trümmern tödlich getroffen. Außerdem starb eine Frau, weil mit dem Strom auch ihr Beatmungsgerät ausfiel.
Mit seiner Sturmgewalt brachte «Klaus» den Verkehr in Südfrankreich zeitweise zum Erliegen. Zahlreiche Züge blieben auf der Strecke stehen. Die Flughäfen von Bordeaux und Toulouse waren stundenlang gesperrt. Zeitweise brach die Stromversorgung laut EDF für 1,7 Millionen Haushalte zusammen. Im waldreichen Département Landes waren 90 Prozent der Einwohner ohne Strom, der Präfekt rief den Notstand aus.
In den schottischen Highlands riss eine Lawine am Samstag drei Bergsteiger in den Tod. Die Schneemassen hatten eine Gruppe von neun Menschen am Berg Buachaille Etive Mor in der Nähe des Ski- und Wanderorts Glencoe unter sich begraben, teilte die Polizei mit. Ein weiterer Bergsteiger wurde verletzt, die übrigen fünf Menschen blieben unversehrt. Auch in der Türkei gab es ein Lawinenunglück: Dabei starben am Sonntag elf Bergsteiger. Wie der private Fernsehsender NTV berichtete, ereignete sich das Unglück im Nordosten des Landes. In den französischen Alpen kamen am Wochenende fünf junge Menschen bei Lawinenabgängen ums Leben.