www.welt.de - 22.01.2009 08:00
Die Wirtschaftskrise hat Asien voll erfasst: Die wichtigsten Volkswirtschaften melden desaströse Zahlen. In Japan ist der Export um 35 Prozent eingebrochen, die südkoreanische Wirtschaft ist erstmals seit zehn Jahren geschrumpft. Und auch das erfolgsverwöhnte China verbucht einen herben Rückgang. Die erfolgsverwöhnte chinesische Wirtschaft bekommt die globale Wirtschaftskrise immer deutlicher zu spüren. Das Wirtschaftswachstum verlangsamte sich amtlichen Angaben vom Donnerstag zufolge am Jahresende auf 6,8 Prozent. Zwischen Juli und September hatte die Wirtschaftsleistung noch um 9,0 Prozent zugelegt. Damit nahm die Summe aller in China produzierten Waren und Dienstleistungen im Gesamtjahr 2008 um neun Prozent zu und damit so langsam wie seit sieben Jahren nicht mehr. China hatte zuvor fünf Jahre lange zweistellige Wachstumsraten verbucht und ist dadurch zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt hinter den USA und Japan aufgestiegen.
„Die internationale Finanzkrise vertieft sich und breitet sich aus, was auch für die Binnenwirtschaft andauernde negative Folgen hat“, hieß es in einer Erklärung des chinesischen Statistikamtes. Viele Volkswirte rechnen damit, dass die chinesische Wirtschaft in diesem Jahr nur noch um rund fünf Prozent zulegt. Dies wäre der langsamste Anstieg seit 1990. Die Regierung peilt dagegen ein Wachstum von acht Prozent an und hat zur Erreichung dieses Ziels bereits ein riesiges Konjunkturpaket aufgelegt. China benötigt höhere Wachstumszahlen als Deutschland, um für Beschäftigung zu sorgen – die Wirtschaft befindet sich längst noch nicht auf dem Niveau westlicher Industrienationen.
Düstere Meldungen auch aus Japan: Die globale Wirtschaftsflaute hat die Exporte so stark einbrechen lassen wie nie zuvor. Die Ausfuhren fielen im Dezember im Vergleich zum Vorjahr um 35 Prozent und damit deutlich schneller als erwartet, wie das Finanzministerium mitteilte. Die Exporte in die USA, Europa und Asien nahmen allesamt im Rekordtempo ab. Damit verzeichnete Japan erstmals seit 1980 drei Monate in Folge ein Handelsdefizit. Die Importe rutschten um rund 22 Prozent ab, was eine Abschwächung der heimischen Nachfrage signalisierte.
Der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt droht zudem weiteres Ungemach: Der ungebremste Anstieg des Yen dürfte die Exporteure auch im neuen Jahr teuer zu stehen kommen. Zudem fiel das Geschäftsklima in der japanischen Industrie der Reuters Tankan-Umfrage zufolge auf ein Rekordtief.
Und auch die Wirtschaft Südkoreas leidet: Sie ist erstmals seit zehn Jahren geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt war im vierten Quartal des vergangenen Jahres um 3,4 Prozent geringer als ein Jahr zuvor, wie die Notenbank in Seoul mitteilte. Grund für den Einbruch ist vor allem die geringere Auslandsnachfrage. Zuletzt war die Wirtschaftsleistung Südkoreas im Schlussquartal 1998 rückläufig gewesen, als Asien von einer schweren Finanzkrise erfasst wurde. Im Gesamtjahr 2008 ergab sich zwar noch ein Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent, doch fiel dieses so gering aus wie seit zehn Jahren nicht mehr.
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