Tel Aviv/Gaza (dpa) - Drei Tage nach Beginn einer Waffenruhe hat die israelische Armee ihre Truppen vollständig aus dem Gazastreifen abgezogen. Eine israelische Armeesprecherin sagte, die letzten Soldaten hätten das Palästinensergebiet am Mittelmeer am Morgen verlassen.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon äußerte sich «entsetzt» über das Ausmaß der Zerstörung im Gazastreifen. «Es ist herzzerreißend, es ist schockierend, mir fehlen die Worte», sagte Ban am Dienstag auf einer Pressekonferenz vor den Trümmern eines von Israel zerstörten UN-Lagerhauses in der Stadt Gaza. Ban forderte eine umfassende internationale Untersuchung aller Zivilopfer. Der UN-Generalsekretär kündigte an, dass hochrangige UN-Experten am Donnerstag nach Gaza kommen werden, um die Schäden und humanitären Bedürfnisse zu ermessen.
Nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza sind bei der mehr als drei Wochen langen Militäroffensive Israels mindestens 1415 Menschen getötet und mehr als 5500 weitere verletzt worden. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass es sich bei der Hälfte aller Todesopfer um Zivilisten handelt.
UN-Generalsekretär Ban ist der bisher ranghöchste internationale Repräsentant, der sich vor Ort ein Bild vom Ausmaß der Schäden und der humanitären Krise gemacht hat. Die Eskalation der vergangenen Woche bezeichnete er als ein «kollektives politisches Scheitern». Ban traf während seines Kurzbesuches nicht mit Vertretern der radikal- islamischen Hamas zusammen. Die Hamas kontrolliert seit einem blutigen Putsch vom Juni 2007 den Gazastreifen. Ban nannte den Raketenbeschuss israelischer Zivilisten durch militante Palästinenser inakzeptabel.
Der französische Präsident Nicolas Sarkozy will nach Informationen des «Figaro» eine internationale Nahost-Konferenz zur Aushandlung eines dauerhaften Friedens in Paris ausrichten. Im Mittelpunkt solle die Schaffung eines Palästinenserstaates stehen. Ein vorbereitendes Außenministertreffen solle «vermutlich Anfang Februar» in Ägypten stattfinden, berichtet das regierungsnahe Blatt am Dienstag. Die Friedenskonferenz danach sei dem Élyséepalast zufolge «eine Frage von Wochen».