Experten der Commerzbank erwarten einen deutlichen Einbruch der deutschen Wirtschaft im Jahr 2009. „Unsere Modelle signalisieren uns ein Minus zwischen sechs und sieben Prozent“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer WELT ONLINE. Bislang rechnete die Commerzbank lediglich mit einem Einbruch der Wirtschaftskraft um drei und vier Prozent.
Grund für die deutliche Korrektur der Prognose sei vor allem das schwächer als erwartet verlaufende 1. Quartal. „Die Wirtschaft dürfte gegenüber dem vierten Quartal 2008 nicht wie wir ursprünglich unterstellt haben um 1,5 Prozent, sondern um schätzungsweise 3,5 Prozent geschrumpft sein“, sagte Krämer.
Dies liege vor allem an den zurückgegangenen Auftragseingängen. „Sie sind von Dezember auf Januar um acht Prozent gefallen. Das ist gewaltig“, sagte Krämer. Die niedrigeren Auftragseingänge bedeuteten auch weniger Produktion in den Folgemonaten. „Wenn die Auftragseingänge so wegbrechen, strahlt das zumindest auf das zweite Quartal aus“, sagte Krämer. Statt mit einer Stabilisierung rechnet der Volkswirt deshalb mit einem weiteren Einbruch der Wirtschaft zwischen April und Juni um ein Prozent.
Erst ab Herbst des Jahres werde die Wirtschaft aufhören zu schrumpfen, glaubt Krämer. „Wir erwarten allerdings nur eine blutleere Aufwärtsbewegung.“ In den USA und vielen europäischen Ländern würden die Immobilienpreise bis weit in das kommende Jahr fallen. „Das drückt dort den Konsum und belastet unsere Exporte“, sagte Krämer. Für Ende 2009 rechnet die Commerzbank mit knapp über vier Millionen Arbeitslosen, Ende 2010 würde die Zahl auf rund 4,75 Millionen steigen.
Krämer wehrte sich gegen den Vorwurf, dass sich die Bank mit den neuen Negativ-Zahlen öffentlichkeitswirksam zur Schau stellen will. „Ich schaue mir nur die Zahlen an. Das Ergebnis ist, dass sie schlechter sind als gedacht – Punkt“, sagte Krämer. Seine Kollege Norbert Walter von der Deutschen Bank war mit seiner letzten Konjunkturprognose von minus fünf Prozent auf ein breites mediales Echo getroffen.
Auch glaubt Krämer nicht, dass durch die immer finsteren Prognosen ein Teufelskreis entstehen könnte, der die Menschen so verunsichere, dass sie sich beim Konsum zurückhalten würden. „Prognosen haben die Unsicherheit nicht verursacht, sondern die Unsicherheit der Menschen spiegelt sich lediglich in ihnen wieder“, sagt Krämer.
Die Lehman-Pleite habe die Menschen weltweit an den Grundfesten des Wirtschaftens zweifeln lassen. Anschließend brachen Nachfrage und Produktion ein. „Und das haben wir Volkswirte dann in unsere Prognosen eingebaut“, sagte Krämer. Zuletzt hatten Politiker die aktuellen Konjunkturprognosen als unseriös und Panikmacherei scharf kritisiert.