Welt Online, 04.08.2009
In Australien hat die Polizei nach eigenen Angaben einen Terroranschlag auf militärische Einrichtungen verhindert. In einer Großrazzia mit 400 Polizisten wurden vier Verdächtige festgenommen. „Die Absicht der Männer war es, so viele Soldaten wie möglich zu töten", sagte der Ermittlungschef.
Die australische Polizei hat vier Terrorverdächtige festgenommen, die Selbstmordanschläge auf mehrere Stützpunkte der Streitkräfte geplant haben sollen. Die Gruppe habe offenbar Verbindungen zu islamischen Extremisten in Somalia, sagte Polizeichef Tony Negus. Die Festgenommenen hätten einen Angriff auf militärisches Personal geplant und seien darauf gefasst gewesen, dabei selbst getötet zu werden, erklärte der leitende Kommissar in Sydney. Ihr Ziel sei es gewesen, in ein Militärlager einzudringen und so viele Menschen wie möglich zu töten, sagte Negus. Der Anschlag sollte nach seinen Angaben mit Schusswaffen und nicht mit Sprengstoff ausgeführt werden. „Wenn die Männer ihren Plan hätten ausführen können, wäre das der schlimmste Anschlag auf australischem Boden gewesen.“
Die Gruppe unterhielt nach Erkenntnissen der australischen Ermittler Kontakte zu den islamistischen Shebab-Milizen in Somalia, die dem Terrornetzwerk al-Qaida nahestehen. Rund 150 Ermittler hätten die Verdächtigen seit Januar in einem „massiven physischen und elektronischen Überwachungseinsatz“ beobachtet, sagte Negus. Am Dienstag hatten dann etwa 400 Polizisten mehrere Häuser in der Umgebung von Melbourne gestürmt und die Verdächtigen festgenommen.
Den Angaben zufolge hatte die Gruppe die Holsworthy-Kasernen in Sydney im Visier, sie beobachteten aber auch andere Militärbasen. In Holsworthy sind tausende Soldaten stationiert, unter anderem auch eine wichtige Anti-Terror-Einheit. Gegen einen der Festgenommenen wurde nach Polizeiangaben bereits Anklage erhoben, der 25-Jährige sollte am Dienstag einem Gericht in Melbourne vorgeführt werden. Seine drei mutmaßlichen Komplizen wurden noch verhört.
Australiens Premierminister Kevin Rudd erklärte nach den Festnahmen, diese seien eine „ernüchternde“ Erinnerung an die fortdauernde Bedrohung durch den Terrorismus. Die Sicherheitskräfte müssten deshalb ständig wachsam sein, sagte Rudd. Einen Rückzug der mehr als 1500 australischen Soldaten aus Afghanistan schloss Rudd aus.
Wegen der Militäreinsätze im Irak und Afghanistan gibt es in Australien schon länger Befürchtungen wegen eines möglicherweise bevorstehenden Anschlags. In der vergangenen Woche hatte ein zum Islam konvertierter Australier gestanden, mit Gesinnungsgenossen 2005 einen Anschlag auf eine sportliche Großveranstaltung in Melbourne geplant zu haben. Der Verteidiger eines Mitglieds der achtköpfigen Extremistenzelle hatte allerdings deren mutmaßliche Gefährlichkeit vor Gericht mit den Worten relativiert, die Angeklagten seien nicht einmal in der Lage, ein „Saufgelage in einem Brauhaus“ zu organisieren.
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