Rund 25000 Fuß- und Beinamputationen jährlich bei Diabetikern, 7000 Erblindungen und schätzungsweise 30000 Herzinfarkte – die Zahlen demonstrieren eindrucksvoll die enorme Bedeutung eines guten Qualitätsmanagements bei der Versorgung von Diabetikern. Davon sind Deutschland, ergo auch der Landkreis Limburg-Weilburg noch weit entfernt. Nach wie vor ist also Aufklärung rund um die Volkskrankheit Nummer eins, den Diabetes, dringend geboten. Als Bundesvorsitzender des Deutschen Diabetiker Bundes hat sich dies der Limburger Chefarzt PD Dr. Erhard G. Siegel diese Aufklärungsarbeit ganz besonders auf die Fahnen geschrieben. Daher findet am Samstag, 13. Juni 2009, von 9.30 bis 15 Uhr auf seine Initiative in der Stadthalle Limburg der dritte Limburger Diabetestag statt – diesmal in enger Kooperation mit dem Präventions- und Innovation-Ärztenetz Nassau Oranien, PIANO. Unterstützt wird er dabei von Oberärztin Dr. Andrea El-Ouaghlidi sowie und dem gesamten Team des Diabeteszentrums und zahlreichen niedergelassenen Fachärzten der PIANO-Gruppe. Rund 1000 Diabetiker/Innen und Interessierte werden zu der Veranstaltung erwartet.
„Die Diabetestherapie befindet sich in raschem Umbruch und benötigt ständig die Anwendung neuer Erkenntnisse“, konstatiert PD Dr. Siegel. Die Zahl der Diabetiker nehme permanent zu. Inzwischen sei von ca. acht bis zehn Prozent Diabetikern im Erwachsenenalter auszugehen. Viele extrem beeinträchtigende oder sogar tödliche Komplikationen gehen eng mit dem Typ 2 Diabetes einher, berichtet der Diabetologe. Im Durchschnitt leide jeder zweite Typ 2 Diabetiker bereits an Folgekomplikationen.
Der Chefarzt der Abteilung Gastroenterologie Diabetologie und Stoffwechsel präsentierte im vorbereitenden Pressegespräch erneut alarmierende Zahlen: jeder zweite Diabetiker entwickelt eine Herzerkrankung bis zum Herzinfarkt. Über 20 Prozent der Diabetiker haben Durchblutungsstörungen und jeder zehnte Diabetiker entwickelt einen Schlaganfall. Das Risiko zu erblinden ist fünffach erhöht. Von neuen Dialysepatienten sind 50 Prozent Diabetiker, doch nur 26 Prozent weisen eine gute Blutzuckereinstellung auf.
Die Gesamtkosten für Typ 2 Diabetes Patienten in Deutschland belaufen sich nach Angaben Dr. Siegels pro Jahr auf annähernd 16 Milliarden Euro. Bei den Kosten belege das deutsche Gesundheitswesen weltweit einen Spitzenplatz, bei der Lebenserwartung dagegen rangiere Deutschland hinter Ländern, die weniger Geld pro Kopf für das Gesundheitswesen ausgeben.
Ursächlich für die hohen Kosten sind vor allem die Folgekomplikationen: „Die Komplikationen des Diabetikers tragen zu einem drei- bis vierfach höheren Anteil an den Gesundheitskosten bei und bedingen, dass etwa 20 bis 30 Prozent aller Krankenhauspatienten Diabetiker sind“, stellt Dr. Siegel fest. Seine Überzeugung: „Die Verhinderung von diabetesbedingten Komplikationen durch eine rechtzeitige Aufdeckung von Diabetes und eine frühzeitige, konsequent zielwertorientierte Therapie bietet sich als sinnvolle Strategie zur langfristigen Verringerung von Medikationskosten geradezu zwingend an. Es müssen dringend Fortschritte bei der Reduzierung von Komplikationen gemacht werden, um zum einen die Kosten für das Gesundheitssystem zu reduzieren und vor allem aber die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.“
Der Lösungsansatz ist nach Überzeugung des DBB-Bundesvorsitzenden der Übergang von der kurativen (heilenden) zur präventiven (vorbeugenden) Medizin. Hierzu soll nun auch der dritte Limburger Diabetestag beitragen: „Diese öffentliche Informationsveranstaltung wendet sich natürlich explicit an Diabetiker/innen, aber auch an Angehörige und allgemein Interessierte. Wir werden die aktuellen Therapieziele sowie die gegenwärtigen und zukünftigen therapeutischen Optionen hierzu beleuchten.“
Zahlreiche Informationsstände und eine umfangreiche Fachausstellung werden für jede Menge Informationen über die gefährliche Stoffwechselerkrankung, ihre Begleiterscheinungen und ihre Folgen sorgen. Zahlreiche Experten referieren nicht allein zu den wichtigsten Fragestellung im Zusammenhang mit Diabetes, sondern stehen auch für Fragen und Antworten zur Verfügung. Die Vorträge finden vormittags finden Vorträge statt, nachmittags Workshops zu verschiedenen Themen. Der Eintritt ist wie immer frei.
Das Programm im Einzelnen:
Neues und Bewährtes zum Diabetes
Vorträge:
9:30 – 9:45 Begrüßung und Eröffnung PD Dr. med. E. G. Siegel
9:45 – 10:00 Grußwort Martin Richard Bürgermeister der Stadt Limburg
10:00 – 10:30 Bewegung und „Diät“ – gesund Abnehmen – Diabetes vorbeugen und behandeln Dr. med. Klaus Fischer, Hadamar, Diabetologe DDG
10:40 – 11:10 Insulinbehandlung bei Typ 2-Diabetes – Warum? Wann? Wie? Dr. med. Gorazd Kerum, Diez, Diabetologe DDG
11:20 – 11:50 Diabetes und Herz Dr. med. Wilfried Thiel, Limburg
12:00 – 12:30 Projekte Limburger Schulen
12:30 Mittagspause
13:00 – 13:30 Nordic-Walking Schnupperkurs
13:30 – 14:00 Mit Diabetes zwischen Lebensmut und Lebensfrust Isabell Laß, Psychologin DDG, Wehrheim
14:10 – 14:40 Neue Behandlungsansätze beim Typ 2-Diabetes (Inkretinmimetika, DPP4-Inhibitoren) PD Dr. med. E. G. Siegel, Limburg
Seminar:
15:00 – 15:30 Lebensmut mit Diabetes stärken – wie soll das gehen? Isabell Laß, Psychologin DDG, Wehrheim
Workshops 14:00 – 15:00:
Pumpenseminar – Was können die neuen Insulinpumpen? Dr. med Andrea El-Ouaghlidi, Oberärztin St. Vincenz-Krankenhaus Limburg
Fußprobleme bei Diabetes – vorbeugen ist besser als heilen Dr. med. Friedemann Hedrich, St. Vincenz-Krankenhaus Limburg
Schulungssequenzen Diabetesteams der umliegenden Praxen
Mit der richtigen Injektionstechnik zu einer besseren Diabetes-Einstellung Siegfried Weber, Heidelberg
Rahmenprogramm:
Informationsstände und Fachausstellung, Nordic-Walking Schnupperkurs, Hüpfburg, Kinderschminken und Kinder-Fit-Parcour, Bobby-Car-Rennen
– Änderungen vorbehalten
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