Paris (AFP) - Der Dalai Lama hat erneut eine schwere Anklage gegen China erhoben. Seit der Niederschlagung der Unruhen in Tibet im März vergangenen Jahres habe er das Gefühl, dass "ein Todesurteil über eine sehr alte Nation und ihr Erbe und ihre Kultur verhängt wurde", sagte das geistliche Oberhaupt der Tibeter am Samstag vor Journalisten in Paris.
Peking habe in der Tibet-Politik einen harten Kurs einschlagen, sagte der Dalai Lama, der am Sonntag zum Ehrenbürger der französischen Hauptstadt ernannt werden sollte. Der 73-Jährige bezeichnete die Auszeichnung als "große Ehre". Der Dalai Lama wollte bei seinem Besuch auch eine Rede in einem Pariser Sportstadion halten.
Der Pariser Stadtrat hatte vergangenes Jahr beschlossen, das geistliche Oberhaupt der Tibeter zum Ehrenbürger zu ernennen. Die chinesische Regierung drohte daraufhin mit "heftigem Widerstand".
Frankreich und die Volksrepublik hatten erst im April eine monatelange Eiszeit beendet, die wegen des Dalai Lama entstanden war. Ende 2008 hatte Peking einen EU-China-Gipfel platzen lassen, nachdem der französische Präsident und damalige EU-Ratsvorsitzende Nicolas Sarkozy mit dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter zusammengetroffen war.
Im März vergangenen Jahres war Peking mit aller Härte gegen gewalttätige Proteste in Tibet und angrenzenden chinesischen Provinzen vorgegangen. Laut tibetischer Exil-Regierung gab es dabei etwa 200 Tote, Peking zufolge starben 21 Menschen.