Mehr als 200 schwer bewaffnete GSG-9-Beamte sollten das von Piraten gekaperte Containerschiff "Hansa Stavanger" befreien. Sie wurden von Kampfschwimmern der deutschen Marine unterstützt. Doch kurz vor Beginn des Einsatzes stoppte Innenminister Schäuble die wohl bisher größte Aktion der Spezialtruppe.
Es war eine streng geheime und vielleicht sogar die bislang größte Aktion der deutschen Elitetruppe GSG-9. Mehr als 200 schwer bewaffnete GSG-9-Beamte waren in enger Abstimmung mit den US-Streitkräften vor die somalische Küste beordert worden. Ihr Auftrag war es, das von Piraten gekaperte Containerschiff „Hansa Stavanger“ mit 24 Besatzungsmitgliedern an Bord, darunter fünf Deutsche, zu stürmen und so zu befreien.
Unterstützt wurden sie von Kampfschwimmern der deutschen Marine. Das Innenministerium hatte zudem auch Ärzte und Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) nach Kenia geflogen.
Mit dem Hubschrauberträger „USS Boxer“ waren die Kampfeinheiten bereits dicht an dem Containerschiff, als sie offenbar bemerkt worden. Denn die Piraten verdoppelten die Wachen an Bord der gekaperten „Hansa Stavanger“ und beobachteten jede Schiffsbewegung vor der Küste. In diesem Augenblick blies Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) die Stürmung des Containerschiffes ab. Begründung: Das Risiko eines Blutbades sei zu hoch.
Die Entscheidung sei nach einer Sitzung des Krisenstabes im Verteidigungsministerium gefallen, nachdem der Sicherheitsberater von US-Präsident Barack Obama, James Jones, die notwendige Zustimmung für die Operation verweigert hatte, berichten „Spiegel“ und „Focus“.
Demnach war der Einsatz mit dreiwöchigem Vorlauf geplant worden. In dieser Zeit sei es mehrfach zu Konflikten zwischen dem Auswärtigen Amt und dem Innenministerium gekommen sein. Angeblich warf das Auswärtige am dem Innenministerium vor, ohne Not die US-Regierung eingebunden zu haben. Später monierten die Mitarbeiter von Außenminister Frank-Walter Steinmeier, dass keine ausreichende Risikoanalyse für die Kommandoaktion vorgelegt wurde.
Die betroffene Hamburger Reederei nahm derweil Kontakt zu den Piraten auf und verhandelte über eine Lösegeldsumme von knapp fünf Millionen US-Dollar. Das Schiff war Anfang April rund 320 Seemeilen östlich vom Mombasa gekapert worden. Das maritime Kommando der GSG 9 soll nun Anfang kommender Woche Deutschland zurückkehren