Bad Camberg / Goldener Grund / Idsteiner Land. –„Briefe des Starzen Nikon“ – so heißt das Thema des Ökumenischen Montags-Treffs am 9. Juni 2008 von 19.30 Uhr bis etwa 21.30 Uhr im Bad Camberger Hotel „Haus Pohl“, Parkstraße 9 (Badehausweg, am Boule- und Minigolfplatz, in der Nähe der Kliniken und der Kurheime). Dr. Erhard J. Fischer, Mitglied des Opus Spiritus Sancti (Werk des Heiligen Geistes), aus Busenhausen/Westerwald liest und bespricht mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wichtige Stellen aus dem Buch von Igumen Nikon „Briefe eines russischen Starzen an seine geistlichen Kinder“, das 1988 in Freiburg mit einem Vorwort von Tatjana Goritschewa erschienen ist. Dazu lädt die ökumenische Basisgruppe „action 365“ wieder alle Kur- und Reha-Patientinnen und -Patienten, andere Gäste von nah und fern sowie die einheimischen Frauen, Männer und Jugendlichen ein. Jede teilnehmende Person kann eigene Fragen, Erfahrungen, Meinungen, Überzeugungen und Anregungen einbringen. Der Eintritt ist frei.
Starzen sind geistliche Lehrer und spirituelle Begleiter. Wo es schwer wird seinen Glauben allein zu leben, stehen sie als Begleiter bereit: sowohl zum Reden als auch zum Beten. Sie wurden vom Volk erkoren; denn Starze oder Starez stellt kein kirchliches Amt wie Diakon, Priester oder Abt vor. Wörtlich übersetzt besagt Starze „ehrwürdiger Greis“. Ein Starze hat die Stufen des ostkirchlichen Mönchtums durchlaufen, indem er meist über mehrere Jahre in der Einsamkeit einer Einsiedelei oder Klause verweilte, um ein besonderes Verhältnis zu Gott zu entwickeln. Einfachheit des Denkens, unablässige asketische Übungen und daraus resultierende mystische Erfahrung zeichnen den Starzen aus. Seine spirituelle Begleitung will das persönliche Gebet fördern, sie will helfen, das Wirken Gottes in der Lebensgeschichte zu erkennen und Lebens-Entscheidungen zu treffen. Auch für westliche Menschen können Weisheiten der Starzen sehr hilfreich sein.
Der Starze Igumen Nikon (1894-1963) entstammte einer kinderreichen Bauernfamilie. Der begabte junge Mann wollte zunächst Psychiater werde, er gab jedoch einer echten Hinwendung zu Gott den Vorzug und begann ein abgeschiedenes Leben, um das Evangelium und die Kirchenväter zu studieren. Über 10 Jahre lebte er in der Einsamkeit. Am Tag seiner Priesterweihe im März 1933 wurde Igumen Nikon festgenommen und zu vier Jahren Lagerhaft in Sibirienverurteilt. Über sein Leiden im GULAGäußerte er sich nicht, da er immer „den untersten Weg“ beschritt. Selbst nach seiner Freilassung war er Verleumdungen durch neidische Brüder ausgesetzt, da er ein begnadeter Prediger war. In der Verbannung, in der heutigen Stadt Gagarin westlich von Moskau, entwickelte er sich zum gesuchten Beichtvater und Starzen, weil er in diesen letzten Jahren zur „ursprünglichen Demut“ gefunden hatte.
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