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Hauptseite » 2009 » Juni » 8 » Die "absolut harmlosen Bilder" einer Poolparty
Die "absolut harmlosen Bilder" einer Poolparty
09:50
Welt Online, 06.06.2009

Der Skandal um Nacktfotos aus der Berlusconi-Villa weitet sich aus: Nun hat auch der frühere Ministerpräsident Tschechiens, Mirek Topolanek, zugegeben, dass er auf den Bildern in einer spanischen Zeitung zu sehen ist – neben spärlich bekleideten Damen. Jetzt geht es um Schadensbegrenzung.

Eigentlich sollten sie für immer unter Verschluss bleiben, doch nun kann sie jeder Mensch frei im Internet betrachten: Fotos, die barbusige Frauen in der Villa des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi auf Sardinien zeigen. Vor einer Woche hatte die römische Staatsanwaltschaft die Bilder eines sardischen Fotografen beschlagnahmt, nun hat sie die spanische Zeitung "El País" veröffentlicht. Normalerweise übt Berlusconi selbst die mediale Oberhoheit in Italien aus, nun ist er erstmals ein Getriebener.

Fünf verschiedene Fotos zeigte nach "El País" auch die römische Zeitung "La Repubblica" auf ihrer Internetseite. Auf einem läuft eine Frau, nur mit Tanga bekleidet, an einem Pool entlang, auf einem anderen nähert sich ein offensichtlich sexuell erregter männlicher Partygast einer Frau, die oben ohne auf einem Liegestuhl liegt. Auf wieder anderen Bildern, auf denen alle Abgebildeten bekleidet sind, steht Silvio Berlusconi zwischen mehreren weiblichen Gästen oder geht mit ihnen über sein Grundstück. In einem Kommentar zu den Bildern kritisierte das Blatt, Berlusconi sei "entlarvt, nicht als Bürger, aber als Politiker".

Die Gesichter aller Gäste sind unkenntlich gemacht, erkennbar ist nur der italienische Ministerpräsident. Allerdings ist nach Angaben Berlusconis Anwalt Niccolo Ghedini auch der frühere tschechische Ministerpräsident Mirek Topolanek zu sehen. Berlusconi sagte am Freitag, er habe eine tschechische Delegation bei sich empfangen und es sei „unmöglich, dass sich jemand aus einer Entfernung von einem Kilometer in diese Situation einmischt und Fotos macht“.

In Tschechien bezeichnete Topolanek die Fotos unterdessen als Fälschung. Die von der spanischen Zeitung „El País“ gedruckte Abbildung eines nackten Mannes zeige zwar ihn, sagte Topolanek dem Onlineportal Aktualne.cz bei seiner Stimmabgabe für die Europawahl. Das Foto sei jedoch „verändert“ worden und „nicht authentisch“. Die Aufnahmen seien ein „unverschämter Eingriff“ in seine Privatsphäre, sagte Topolanek, dessen Regierung im März durch ein Misstrauensvotum gestürzt worden war.

Zuvor hatte Topolanek noch ausgeschlossen, dass es Fotos von ihm auf Berlusconis Anwesen auf Sardinien geben könnte. Auf dem am Freitag veröffentlichten Bild ist ein nackter Mann zu sehen, der am Rand eines Schwimmbads steht. Neben ihm liegt eine Frau auf eine Liege, beider Gesichter sind unkenntlich gemacht. An dem Foto sei nichts „Falsches oder Kompromittierendes“, sagte Topolanek. Es habe sich um private Ferien auf einem geschlossenen Gelände gehandelt, nicht um einen Aufenthalt an einem öffentlichen Strand.

Berlusconis Anwalt Niccolo Ghedini kündigte nun Klage wegen Hehlerei gegen die Zeitung an. Die Römer Staatsanwaltschaft habe die Bilder als "sittenwidrig" eingestuft, und ihr Verkauf sei verboten, sagte Ghedini. "Wer sie kauft, begeht eine Straftat."

Die spanische Zeitung „El País“ erklärte, der Zeitung liege allerdings noch keine Klage vor. Die Bilder habe sie von der Agentur Ecoprensa-Colombia erhalten, werde jedoch keine Angaben über die „Konditionen“ machen. Hinsichtlich der Legalität der Bilder sagte ein Sprecher, die Veröffentlichung liege „im Interesse der Öffentlichkeit“.

Silvio Berlusconi reagierte nach der Veröffentlichung betont gelassen auf die Bilder. "Die Fotos zeigen Personen, die in einem Wasserbecken im Innern eines Gästehauses baden", sagte er im italienischen Fernsehen, "das sind absolut harmlose Bilder."

Eine gewisse Nervosität lässt sich wohl nur daran ablesen, dass er in den vergangenen Tagen eine Talkshow nach der anderen besucht, um der "Verschwörungskampagne" der politischen Linken entgegenzutreten. Am Freitag sagte er: "Für mich ist die einzig gültige Frage, ob ich pikante Begegnungen mit Minderjährigen hatte, und die Antwort bleibt Nein."

Bei dem Versuch, sich kurz vor wichtigen Wahlen als integerer Ministerpräsident darzustellen, erhält er nun auch Unterstützung durch eine neue Veröffentlichung. Seit Donnerstag wird in Italien das Buch "Wir, die Mädchen von Silvio" verkauft, Autorin ist Elisa Alloro, 32 Jahre, ehemaliges Showgirl und jetzt aktiv in Berlusconis Partei "Volk der Freiheit". In schwärmerischer Sprache berichtet die Autorin darin von Abendessen mit Dutzenden Personen in Berlusconis Ferienvilla, vom gemeinsamen Besuch eines Fußballspiels des AC Mailand und von Flügen mit seinem Privatjet: "Selbst die kürzeste Begegnung habe ich immer als ein göttliches Geschenk empfunden", schreibt Elisa Alloro.

Marco Travaglio, Italiens bekanntester Journalist, glaubt aber, der Imageschaden für Berlusconi sei kaum reparabel, auch wenn ihm die Italiener bisher jeden Fauxpas und jedes Gesetz in eigener Sache verziehen. "Noch vor einem Jahr hätte er Bilder barbusiger Frauen mit ihm selbst herausgegeben", sagte er WELT ONLINE, "nun hat er Angst davor, dass sich sein Image vom sympathischen Lebemann zum sexbesessenen Kranken wandelt." Auch außenpolitisch sei er schwer beschädigt. "Kein Staatsgast wird ihn nun noch auf Sardinien besuchen", meint Travaglio", "jeder muss fürchten, gefragt zu werden: Und? Wie viele nackte Frauen haben Sie gesehen?"

Fraglich ist, welchen Einfluss die nun veröffentlichten Bilder auf den Ausgang der Europawahlen in Italien haben werden. "Die ganzen vergangenen Wochen haben dazu geführt, dass vor allem konservative Wähler aus dem Süden gewisse moralische Bedenken entwickelt haben", meint der Politikwissenschaftler und Wahlforscher Gianni Meucci von der römischen Universität Luiss.

Er rechnet mit einer niedrigeren Wahlbeteiligung, aber mit einem klaren Wahlsieg von Silvio Berlusconi. "Die meisten Wähler haben akzeptiert, dass er so ist, wie er ist."

Kategorie: Globalnews | Aufrufe: 852 | Hinzugefügt von: regioblitz | Rating: 0.0/0 |
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