Nichts für schwache Nerven - Brechener Motorrad Team mit dramatischem Rennverlauf
Eine sehr dramatische Rennwoche liegt hinter dem Team RMT Racing aus Limburg. Beim Finale zur Langstrecken Weltmeisterschaft der Motorräder in Doha Losail/Katar stand auf der 5,4 km langen, mitten in der Wüste gelegenen Rennstrecke Katars, beim 8 Stunden Rennen viel auf dem Spiel. Die Marschroute war klar - einen Platz unter den Top 5 und dabei die Top-Teams wie Phase One, Yamaha Folch und Bolliger Schweiz schlagen um noch einige Positionen in der Gesamtwertung zu gewinnen. Pilotieren sollten die knapp 195 PS starke RMT Endurance Honda CBR 1000 RR die Fahrer Arie Vos, Kari Vehniäinen und Matti Seidel. Jedoch begann die Rennwoche für das Team nicht nach Plan. Im ersten Training hatte das Team den ersten Motorschaden seit Jahren zu beklagen. Was genau der Auslöser war, konnte vor Ort nicht analysiert werden. „Der Motor war neu und extra für dieses wichtige Rennen aufgebaut worden. Wir gehen von einer Luftblase im Ölkreislauf aus, denn wir verbauten für dieses Rennen einen zusätzlichen Ölkühler um genügend Kühlung für dieses extreme Klima zu gewährleisten.“ stellte der Pressesprecher fest. Ab diesem Tag musste das Team nur noch mit dem Trainingsmotorrad vorlieb nehmen, welches in der Motorausbaustufe einiges weniger an Leistung ablieferte wie der defekte Rennmotor. Da das Team aus Gewichtsgründen nur zwei Motorräder und keine Ersatzmotoren bei den Überseerennen dabei hat, war leider das Einsatzmotorrad für das Rennen nicht mehr funktionsfähig. Alle Versuche in Katar noch einen Motor bzw. Ersatzteile zu arrangierten, scheiterten. Es gab nur einen Händler, der keine Motoren liefern konnte und so gut wie keinen Gebrauchtteilehandel im Motorradbereich. Somit lag alle Konzentration auf dem Trainingsmotorrad welches wie ein rohes Ei behandelt wurde. In allen Trainingssitzungen machte das Team Fortschritte um das Fahrwerk zu optimieren. In den Qualifyings schafften es jedoch Vos, Vehniänen und Seidel nicht in die Top Ten, zu groß war die Angst das zweite Motorrad durch einen Sturz zu verlieren. Die Anspannung war beim 15 Personen starken Team vor dem Rennen riesengroß, sie lies jedoch auch während des Rennens nicht nach - im Gegenteil. Arie Vos als Startfahrer kam vom Start nicht gut weg und viel auf Platz 20 zurück. Vorne donnerte das französische Team „Suzuki France“, Englands „Phase One“, Spaniens „Yamaha Folch“, Slovakias „Maco Moto“ und das österreichische „Yamaha Austria“ ab wie die Feuerwehr. Arie Vos verpasste leider den Anschluss und musste sich durch Feld kämpfen. Er fuhr seinen Turn ohne große Probleme und übergab das Motorrad auf Platz 6 liegend an Vehniäinen. Zwischen der ersten und der fünften Stunde pendelte RMT #21 zwischen Platz 5 und 8 im Kampf mit dem „Team Bolliger“, „Yamaha Folch“ und dem „Team 18 Sapeurs“. Doch dann kam der nächste Schock: Innerhalb einer Stunde verbrauchte die RMT Honda die Menge der kompletten Höhe des Schauglases. Die Mechaniker handelten schnell und füllten 800 ml Öl auf. Seidel berichtete zudem, dass der Motor spürbar an Leistung verlieren würde. Aber wie bei einem angeschlagenen Boxer blieb das Team dennoch gefährlich. Die Fahrer versuchten mit Einsatz die Motorleistung zu kompensieren und konnten sogar nach 6 Stunden das Team Bolliger überholen und Platz 4 sichern. Das Team Maco Moto mit den beiden Superbike WM Fahrern Jakub Smrz/Jason Pridmore hatten Probleme mit der Lichtanlage und somit rückte das Brechener Team sogar nahe an die Podiumsplätze heran. Bei jedem Stopp bekam das Hondaaggregat, das bekannt für Zuverlässigkeit und Standfestigkeit ist, weitere 800 ml in ihr Herz und alles schien danach mit diesem Bedingungen ins Ziel zu kommen. In der letzten Stunde, als noch 25 Minuten zu fahren waren und auf Platz 4 liegend mit dem Team Bolliger innerhalb von 3/10 Sekunden um diese Position gekämpft wurde, dann der letzte Nackenschlag. Die Wassertemperatur des Motorrades schoss plötzlich von den normalen 90 Grad auf über 110 Grad. Ein Einschlag eines Steines in den Kühler und den damit austretender Kühlflüssigkeit lies die Temperatur stetig steigen. Arie Vos nahm sofort die Maximaldrehzahl um 3000 Umdrehungen herunter und musste mit 5 Sekunden langsameren Rundenzeiten das Team Bolliger ziehen lassen, welches er sicher im Griff zu haben glaubte. Trotzdem konnte er nicht verhindern dass die Wassertemperatur auf über 140 Grad weiter stieg. Es waren nur noch 3 Runden zu fahren und Vos entschloss sich trotz alle diesen Umständen, zwar mittlerweile 9 Sekunden langsamer pro Runde, die treue Honda ins Ziel zu tragen. Zum Glück hatte RMT auf die nachfolgende Konkurrenz ein großes Polster herausgefahren und somit ohne die Einfahrt zur Box zu wählen wohl eine goldrichtige Entscheidung getroffen, denn nach 221 Runden schaffte es Vos auf Platz 5 über die Ziellinie zu überqueren. Vos schaffte es zwar ins Ziel - auch die Auslaufrunde konnte er noch im Schritttempo bewältigen, in der Boxengasse streikte dann jedoch endgültig der Motor, der seine Funktion wohl für immer aufgeben hatte. Im Park Ferme blinkten alle Lampen auf Alarm - Wasserdampf zischte und eine Öllache auf dem Boden zeigte deutlich, dass dieses Motorrad bis zum Ende gekämpft hatte um das Team nicht zu enttäuschen. Es gewann das Team „Yamaha Austria“ vor „Folch Endurance“ und „Maco Moto“. Weltmeister wurde „Suzuki France“ vor „Yamaha Austria“ und „Folch Endurance“. RMT #21 Racing belegte mit 53 Punkten Platz 7 in der Gesamtwertung – nur 3 Punkte hinter einen Top 5 Platz. Mit diesem Ergebnis gehört das heimische Team endgültig zu dem besten deutschen Teams aller Zeiten in der Langstrecken WM. Infos zum Team unter www.rmt-raccing.com
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