Gewartet hat am Ende die ganze Welt. Auf ein Ende der Lügen, Anmaßungen und der Arroganz des George W. Bush. Und auf ein Ende von Folter und Gewalt als Mittel der Politik. Fast überall auf dem Globus hat man so sehr auf den Sieg des Hoffnungsträgers Barack Obama gesetzt, dass bei einer Niederlage des 47-Jährigen Senators wohl nicht nur die Straßen amerikanischer Großstädte gebrannt hätten. Auch in so mancher Hauptstadt hätte man sich auf die Zähne gebissen und leise geflucht.
Dass die Amerikaner der Welt vier Jahre nach dem emotional getriebenen Sieg des Kriegspräsidenten Bush ihren Sinneswandel so deutlich vor Augen führen würden, überrascht indes. Im Vergleich zu früheren Wahlergebnissen kann der Sieg Obamas ohne Frage als Erdrutsch bezeichnet werden. Dass Obama nun mit einer überwältigenden Mehrheit der Wählerstimmen im Rücken regieren kann, zeigt sehr deutlich, dass in dieser Nacht nicht nur einfach ein Kandidat die besseren Argumente als sein Gegner gehabt hat. Der Sieg des Demokraten geht zum größten Teil auf das Konto einer massenhaften Mobilisierung von Jung- und Neuwählern.
„Yes we did“ – heißt der Wahlspruch einer neuen Bewegung, die das ganze Land erfasst hat. Sie verheißt nicht weniger, als die Rückbesinnung Amerikas auf seine Wurzeln: Das Recht auf Glück und die Chance auf Erfolg für Jedermann. Eine elitäre Kaste aus Managern, Politikern und ideologisierten Gottesmännern hatte die Nation gegeneinander ausgespielt.
Richtig und Falsch sollten nicht länger das Ergebnis von Verhandlung, Toleranz und Kompromiss sein, sondern als unerschütterliche Moralpfosten definiert, den Weg in ein „amerikanisches Jahrhundert“ weisen. Wer dabei nicht mitkam war entweder gegen die vermeintliche Mehrheit oder selber schuld.
Obama hat den Amerikanern gezeigt, dass dieser Weg eine Sackgasse war. Die Chance zur Umkehr haben sie sich die US-Bürger in dieser Nacht nun selbst eröffnet. Der Weg wird steinig werden, dass darf Obama nicht verschweigen. Die Erwartungen sind groß und finanzielle Spielräume eng. Dass die Demokraten mit satten Mehrheiten in Senat und Repräsentantenhaus nach schröderscher Manier nun „durchregieren“ können, muss kein Vorteil sein.
Doch zumindest heute sollte sich Amerika noch nicht die Sorgen der Zukunft machen. Der Einzug einer afroamerikanischen Familie ins Weiße Haus wird das Land für immer verändern und den die Erinnerung an den schrecklichen Texaner schnell ins Dunkel des Vergessens treiben.